Nach meinem kläglichen Scheitern, OpenVPN zum Laufen zu kriegen, hätte ich es ja beinahe aufgegeben, endlich ein VPN nutzen zu können. Bis ich quasi mit der Nase auf Hamachi gestossen wurden.
Hamachi ist eine VPN-Lösung, die jeder “Volldepp” (also auch ich ) zum Laufen kriegt. Die Einrichtung ist binnen zwei Minuten abgeschlossen. Noch schnell ein Netzwerk erstellt, den Mitspielern den Namen desselbigen mitgeteilt und los geht’s.
Was ein VPN ist? VPN steht für Virtual Private Network und bedeutet, einfach erklärt, dass man ein Netzwerk durch einen Tunnel im Internet erstellt. Man kann also, auch wenn die anderen Teilnehmer hunderte oder gar tausende Kilometer von einem entfernt wohnen, ein dem lokalen Netzwerk (LAN) sehr ähnliches Netzwerk aufbauen. Haben erst einmal alle Teilnehmer den kostenlosen Client installiert, wird in einem noch nicht zugeordneten Adressraum (5.000.000.000) ein Netzwerk erstellt. Dies geschieht, zumindest unter Windows, über einen virtuellen Netzwerkadapter. Das Teil verhält sich also wie eine Netzwerkkarte, auch wenn es gar keine ist. Aber auch für Mac OS X und Linux gibt es eine Version. Die Version für Windows ist allerdings die komfortabelste, die Versionen für die UNIXe haben keine grafische Oberfläche, sollen aber genau so gut funktionieren.
Mit dieser “privaten” Netzwerkverbindung kann man nun so arbeiten, als ob alle Teilnehmerrechner in einem lokalen Netzwerk im eigenen Haus hängen würden. Man kann also Windows-Freigaben (SMB-Shares) nutzen, kann sich Textnachrichten schicken und, natürlich, auch LAN-fähige Spiele spielen. Und hier scheint Hamachi seinen hauptsächlichen Einsatzzweck gefunden zu haben. Der Großteil der bisher von mir getesteten Spiele funktioniert tadellos und auch in recht guter Geschwindigkeit. Warum man das machen sollte, wo doch heutzutage der Großteil aller Spiele onlinefähig ist? Recht einfach: viele aktuelle Spiele benötigen eine Menge weitergeleiterter Ports, was nicht jedermanns Sache ist. Wenn ich mal an das mittlerweile drei Jahre alte Command & Conquer Generals denke… ich habe 10 Regeln in meinen Router eintragen müssen, damit ich den Onlinemodus nutzen konnte. Furchtbar. Muss sowas sein? Ich denke nicht… Dummerweise scheinen sämtliche Spiele diese Angewohnheit zu haben, bei denen die Spieler quasi selbst den Server spielen müssen. Spiele wie Battlefield 2 nutzen einen Server, auf dem sich die Spieler einklinken. Einen so genannten dedizierten Server also. Spiele wie Command & Conquer, WarCraft, Need for Speed und viele andere hingegen stellen keine Server in dem Sinne im Internet bereit. Die Spieler müssen also selbst “serven”. Und genau dieser Umstand erfordert das “port forwarding”.
Und Hamachi? Tja, Hamachi braucht keine weitergeleiteten Ports. Der Hamachi-Client verbindet sich mit einem so genannten “mediation server”, die anderen Clients tun das auch. Trotzdem fliesst laut Hersteller kein Datenverkehr über diesen Server. Er wird nur für die, im Übrigen stark verschlüsselte, Verbindung benutzt, nicht aber für den Datenverkehr. Der soll tatsächlich nur zwischen den Clients fliessen. Ob der Hersteller nun tatsächlich keine Nutzerdaten mitliest, kann keiner so genau sagen, da die Anwendung leider kein Open Source ist. Eine nähere Beschreibung des Verfahrens sowie der möglichen Gefahren findet sich übrigens in c’t 7/06, Seite 106. Wer also mehr erfahren möchte, kann diesen Artikel hier kaufen und den entsprechenden Wikipedia-Artikel lesen.
Leider machen einige Spiele Schwierigkeiten. Einige Spiele zicken allein schon wegen des verwendeten Adressraums rum und wollen keine Verbindung über diese Netzwerkschnittstelle aufbauen. Andere erwarten im LAN-Modus sehr geringe Latenzzeiten (üblich sind in lokalen Netzen Verzögerungen im Bereich von unter 5 ms, im Internet liegen diese im Normalfall bei weit über 10 ms) und laufen deswegen ruckelnd (es entsteht ein so genanntes Lag), was besonders bei schnellen Titeln wie Rennspielen oder Shootern zu Probleme führt. Für viele solcher Problemtitel, insbesondere solcher, die wegen des Adressraums Ärger machen, gibt es im Internet jede Menge Lösungsansätze und Hacks, die die Titel trotzdem zum Laufen überreden sollten. Muss hierfür die Programmdatei des Spiels ausgetauscht werden, würde ich aber aus sicherheitstechnischen Gründen von deren Nutzung abraten.
Sicherheitsbedenken hin oder her (ein Firmen-VPN mit vertraulichen Daten würde ich nie im Leben mit Hamachi aufbauen), wer mit ein paar Kumpels mal schnell ein LAN-Game zocken will ist mit Hamachi endlich fündig geworden. Auch wenn offene Alternativen wie OpenVPN mit SSL sicherlich sicherer sind, die Einrichtung ist ein Krampf. Hamachi hingegen ist in kürzester Zeit installiert und auch sofort einsatzbereit, ohne dass man seinen Router mit irgendwelchen Weiterleitungen quälen muss. Trotzdem: vertrauliche Daten lieber dann doch nicht via Hamachi.