Kürzlich habe ich einen Rechner an einen meiner Kunden verkauft. Die Kiste war nicht gerade billig, besteht aber die Bank weg aus Markenkomponenten: Mainboard von Asus, CPU von AMD, Speicher von Infineon, Festplatten von Samsung, DVD-Brenner von LG, Grafikkarte von Gainward. Es wurde also an nichts gespart, vor allem nicht am falschen Ende
Wie auch immer, der Rechner lief von Anfang an instabil. Außerdem war auf dem Gehäusedeckel ein ziemlich unschöner Kratzer. Ich das Teil also zu meinem lokalen Großhändler zurückgebracht. Nach sieben Werktagen haben die dann festgestellt, dass das Problem an der nachträglich von mir eingebauten FRITZ!Card PCI lag. Angeblich! Ich hol den Rechner wieder ab und was stelle ich fest? Obwohl glasklar auf dem RMA-Schein vermerkt, dass das Gehäuse getauscht werden solle, weil ein Kratzer drauf ist… ist das Gehäuse noch immer das Alte. Da mein Kunde aber nicht noch länger auf den Rechner warten wollte, habe ich den Rechner trotz zerkratzten Gehäuses wieder mitgenommen und bei meinem Kunden aufgestellt. Keine zwei Tage später klingelt mein Telefon “Herr Klose, der Rechner schmiert schon wieder ab!”. Letzte Woche Freitag hol ich den Rechner also erneut bei meinem Kunden ab, bringe ihn zu meinem Händler, damit das Gehäuse getauscht wird. Die Instabilität führe ich mittlerweile aufgrund der Symptome auf ein Softwareproblem zurück. Die sollten also wirklich nur das Gehäuse austauschen. “Kein Problem Herr Klose, das geht schnell!” wurde mir beim Abliefern gesagt. Ich rufe also am Mittwoch bei der 0900(!)-Nummer der RMA-Abteilung an und was ist? “Ihr Rechner wurde bisher noch nicht bearbeitet, unsere RMA ist total überlastet, derzeitige Durchlaufzeit ca. 4 Tage.” Gut, dachte ich mir, dann müsste er ja morgen, also Donnerstag, an die Reihe kommen. Ich rufe also gestern wieder an, da betrug die Durchlaufzeit dann schon 6 Werktage… :/ Der Rechner ist heute also noch immer nicht fertig. 5 und mehr Werktage um ein Gehäuse zu tauschen?
Das ist aber beileibe nicht der erste Fall von inkulantem Verhalten am Kunden bei diesem Großhändler. Beim Kauf eben dieses Rechners gab es auch schon Probleme. Ich hatte bei der Angebotserstellung um ein Angebot mit einem AMD Athlon 64 X2 3.800+ gebeten. Im Angebot stand allerdings ein AMD Athlon 64 3.800+ drin. Das habe ich beim Überfliegen des Angebots einfach nicht gesehen, immerhin beträgt der Unterschied zwischen beiden Bezeichnungen wahnsinnige zwei Zeichen Als der Rechner dann fertig war, habe ich das aber auf der Rechnung bemerkt und darum gebeten, dass der Prozessor gegen den getauscht wird, den ich ursprünglich haben wollte. Keinerlei Einlenken seitens des Händlers. Begründung: “Sie haben das Angebot erhalten und auf dessen Basis den Auftrag gegeben. Da müssen Sie beim nächsten Mal etwas genauer hinschauen!”^^ Da ich meinem Kunden einen DualCore-Prozessor versprochen hatte, musste ich dann aus eigener Tasche den korrekten Prozessor bezahlen und haben den SingleCore-AMD mit nach Hause nehmen dürfen. Ich habe ihn dann via eBay verkauft, aber trotzdem dadurch rund 25,- EUR weniger verdient. Ganz zu Schweigen vom Aufwand, der dadurch entstanden ist. Wenn eben dieser Händler nun spottbillig wäre, hätte ich absolutes Verständnis dafür, ist er aber nicht. Ich kaufe eigentlich nur bei ihm, weil ich keine Ausweichmöglichkeit vor Ort habe. Eine Selbstmontage der Rechner, die ich verkaufe, kommt für mich nicht infrage, da ich keine Lust auf die Bastelei habe und wenn dann doch mal was defekt ist, muss ich herausfinden, was es ist und es tauschen. Den Aufwand mit Hin- und Herschicken, warten, etc. möchte ich mir aber einfach sparen. Außerdem habe ich keine Lust, ein Sortiment aus aktuellen Testteilen zu kaufen und hier versauern zu lassen. Ferner verkabelt der Händler die Rechner auch sehr sorgfältig, was ich ehrlich gesagt auch nicht selbst machen müssen möchte. Trotz alledem: die geschilderten Vorfälle waren nur zwei der in letzter Zeit aufgetretenen Probleme.
Leider gibt es in meiner näheren Umgebung keine Ausweichmöglichkeiten. Es gäbe noch einen weiteren Großhändler, der ist aber noch weniger kulant, habe dort auch eine Weile eingekauft. Außerdem baut der keine Rechner sondern verkauft nur die Einzelteile oder vorkonfigurierte Systeme. Individuelle Anfertigungen für den Kunden gibt es dort nicht.
So langsam stelle ich mir aber die Frage: was mach ich? Bleibe ich dort und nehme es inkauf, dass regelmäßig was schiefläuft? Oder weiche ich auf Komplettsysteme namenhafter Hersteller aus? Nur welcher Hersteller ist “namenhaft”? Dell? Fujitsu Siemens? Gerade aber bei Direktanbietern wie Dell würde ich mit dem Verkauf solcher Kisten keinen Cent mehr verdienen. Wenn die Probleme aber weiterhin in dieser Häufigkeit auftreten, rechnet sich der Verkauf von selbst zusammengestellten Rechnern ohnehin nicht mehr. Oder setze ich ab sofort auf Apple? Auch hier würde ich keinen Cent am Verkauf verdienen, aber ich kenne wenigstens die Qualität. Wenigstens hab ich bisher keinerlei Probleme mit meinen Apple-Geräten gehabt. Und da man seit dem Switch von IBM zu Intel auch Windows installieren kann, wäre die Plattformfrage also auch kein Problem.
Tja, ich werde sehen müssen, wie ich in Zukunft verfahre. Langsam aber sicher wird der Verkauf von selbst zusammengestellten Rechner auf jeden Fall unwirtschaftlich, da ich mittlerweile draufzahle, wenn ich die Arbeitsstunden, den Sprit und die Nerven einrechne.
Servicewüste Deutschland…