Unser erster Urlaub in diesem Jahr hatte Zypern als Ziel. Zypern liegt im östlichen Mittelmeer, unweit der Küste Syriens und Libanons. Geografisch gehört Zypern damit zu Asien, politisch allerdings gehört der Süden, wo wir waren, zur EU, der Norden zur Türkei. Schwierig ist dabei, dass die „Türkische Republik Nord-Zypern“ nur von der Türkei völkerrechtlich anerkannt wird.
Anreise und Unterkunft
Wir buchten unsere Reise mal wieder über Bucher Reisen, mit denen wir in der Vergangenheit auch gute Erfahrungen machten. Geflogen wurden wir von Condor, Hannover — Larnaka in rund vier Stunden. Der Flughafen von Larnaka ist groß und modern.
Da wir die Insel auf eigene Faust erkunden wollten, entschieden wir uns für einen Mietwagen. Leider war ich bei der Buchung etwas unaufmerksam, wir buchten den Wagen über CarDelMar bei Goldcar, einem spanischen Anbieter. Dazu aber später mehr.
Unser Hotel war ein Vier-Sterne-Hotel, das Napa Plaza, in der Partymetropole Agia Napa im Südosten der Insel. Zweiter Punkt in Sachen Unaufmerksamkeit. Ich hätte damit rechnen können, dass es in einer Partystadt laut wird. Außerdem befinden sich in dieser Ecke der Insel nur wenige Sehenswürdigkeiten. Da wir nicht zum Feiern nach Zypern flogen, eine denkbar blöde Ortswahl.
Das Hotel an und für sich war aber sehr gepflegt, modern und schön. Die vier Sterne hatte es in jedem Falle verdient. Wir buchten Halbpension, es gab also Frühstück und Abendessen. Das Frühstück nahmen wir eigentlich immer wahr, das Abendessen liessen wir zugunsten anderer Restaurants auch mal ausfallen. Das Abendessen war themenbezogen, also nicht-zyprisch, von einer Ausnahme mal abgesehen. Lecker war es dennoch, die Küche war wirklich gut.
Nachts war es leider so laut, dass wir in den ersten beiden Nächten kaum ein Augen zugetan haben. Da nach der zweiten Nacht unsere Geduld ein Ende fand, beschwerten wir uns und erhielten dann auch recht unkompliziert ein anderes Zimmer. Der Schallpegel, den die benachbarte 360-Bar emittierte, gelange dort nicht in dem Maße hin, sodass ein halbwegs erholsamer Schlaf wieder möglich war. Leider ließen sich aber beide Zimmer nur schlecht abdunkeln, trotz Schlafmaske und Ohrenstöpsel war eine durchgeschlafene Nacht also leider die Ausnahme.
Der Mietwagen
Mit dem Fahrzeug an sich war alles in Ordnung. Wir hatten einen Mazda Denio oder, wie er hierzulande heißt, 2. Dankenswerterweise bekamen wir ein Automatikfahrzeug, denn auf Zypern gilt als ehemalige britische Kolonie Linksverkehr. Anfangs doch sehr gewöhnungsbedürftig, gewöhnt man sich nach einigen Tagen daran, auf der rechten Seite einzusteigen und auf der linken Seite zu fahren.
Überrumpelt wurden wir aber bei der Unterzeichnung des Vertrags. Wir wurden vor die Wahl gestellt, für rund 150 € (und damit dem 2,5‑fachen des Mietpreises) eine Zusatzversicherung abzuschließen, oder aber eine Sicherheitszahlung (Deposit) in Höhe von 1.100 € zu hinterlegen. Ich hatte über meinen Anbieter bereits eine Zusatzversicherung abgeschlossen, benötigte also keine. Zähneknirschend akzeptierte ich den Deposit, der auf meiner Kreditkarte nur blockiert werden sollte. Zwei Tage später aber fand ich eine Abbuchung über 1.100 € auf meinem Konto vor.
Die nächste unschöne Überraschung kam dann beim Ausfüllen des Schadensberichts. Der war leer, obwohl das Fahrzeug viele Schrammen und einige Beulen hatte. Hier wurden also bereits vorhandene Schäden einfach unterschlagen. Ich bin dann mit der freundlichen Mitarbeiterin und Taschenlampe um das Fahrzeug und habe jede Macke minutiös aufschreiben lassen.
Nie wieder Goldcar
Als ich dann wenige Tage später die Mietwagenstation googelte, kamen leider viele solcher Berichte zutage. Die Masche mit dem Deposit wird wohl immer durchgezogen. In meinem Vertrag las ich dann, dass das Geld bis zu 45 Tage einbehalten werden könne. Goldcar holt sich also auf diesem Wege einen kostenfreien Kredit in Höhe von 1.100 € von jedem Kunden. Bei britischen Kunden sind es wohl sogar 1.100 £, wie ich den Bewertungen entnahm. Eine Rezension verlautbarte, dass das Geld nach über 45 Tagen noch immer nicht zurückgebucht worden sei.
Entsprechend habe ich direkt nach meiner Rückkehr sowohl beim Vermittler als auch bei der Onlineplattform, die ich für die Buchung verwendete Beschwerde eingereicht. Die Rückgabe gestaltete sich glücklicherweise komplikationsfrei, vermutlich aber nur, weil ich mich beim Verleih bereits erfahren zeigte und alle noch so kleinen Schäden notieren liess.
Also, bloß nicht bei Goldcar am Flughafen Larnaka einen Wagen buchen.
Mein Geld bekam ich übrigens zwei Tage vor Ablauf der Frist wieder. Also fristgerecht, rein rechtlich also vollkommen in Ordnung. Kundenfreundlich? Eher nicht.
Zypern
Zypern selbst ist wirklich schön. Sie versprüht den trockenen Charme der meisten Mittelmeerinseln. Schon im Mai ist sie ziemlich trocken, wenn auch man noch die Reste der Frühlingsblüte erkennen kann. Wir sind ins Landesinnere, ins Gebirge gefahren, wo sich dann, auch wieder recht typisch für Mittelmeerinseln, ein ganz anderes Bild bot, als es an der Küste bzw. im Flachland der Fall war.
In den Küstengebieten ist es warm, meist weht eine Brise und es ist relativ trocken. Hier und da wachsen noch farbenfrohe Blumen. Fährt man ins Landesinnere, bietet sich ein ähnliches Bild, aber bei höheren Temperaturen. Wir fuhren in die letzte geteilte Hauptstadt der Welt, Nicosia, die zu einem Teil im Süden liegt und zum anderen im Norden. Als EU-Bürger kann man die Grenzposten und die zwischen den Stadtteilen liegende UNO-Schutzzone problemfrei mit Personalausweis passieren.
Die geteilte Hauptstadt
Der Kontrast zwischen diesen beiden Stadtteilen ist faszinierend. Im Norden fühlt man sich auch gleich wie in der Türkei. Mittags fing der Muezzin an, die Gläubigen zum Gebet aufzurufen, die Straßen sind verwinkelt und eng. Und es ist heiß. Überall Basare und Markthallen.
Der Süden ist deutlich geräumiger und kühler, der Wind kann hier ungehinderter wehen. Das war wenigstens der Eindruck, der sich uns offenbarte, als wir die Grenze jeweils überquerten.
Der Zufall wollte es, dass sich ein Bekannter von mir in Nordzypern aufhielt. Er wollte dort studieren, musste dann aber leider feststellen, dass der dort erworbene Abschluss ausschließlich in Nordzypern und der Türkei anerkannt wird. Aber da ich ohnehin schon mal da war, stattete ich ihm einen Besuch ab. Wir trafen uns also im Norden, den er nicht verlassen konnte, und verbrachten einige Stunden zusammen. Er ist ambitionierter Hobbyfotograf, da kam auch der Kontakt her. Wir fotografierten also eine Weile gemeinsam in der Hauptstadt, bevor wir uns wieder in Richtung Süden auf den Heimweg machten.
Das Gebirge
Ich denke, dass ich nicht lüge, wenn ich sage, dass mein liebste Ausflug der ins Gebirge gewesen ist. Dort gibt es einige sehenswerte Wasserfälle, von denen wir auch drei ansteuerten. Das Klima ist dort deutlich gemäßigter, alles ist grün und feucht. Wer auch nur ein wenig für mehr oder weniger unberührte Natur und urige Bergdörfer übrig hat, sollte unbedingt dort hin fahren. Von Ayia Napa aus leider zwei Autostunden entfernt, war es den Aufwand aber dennoch mehr als wert.
Wir wanderten vom oberen Aussichtspunkt zum Myllomeri-Wasserfall, was rund 30 Minuten dauerte und streckenweise auch mit ordentlichen Gefälle einherging. Aber den Aufwand war es wert. Leider konnte ich meine Drohne nicht steigen lassen, ohne Angst haben zu müssen, in einem Baum hängen zu bleiben, Luftaufnahmen gibt es hier also keine. Der Rückweg war dann noch etwas anstrengender, weil wir die Steigung ja schließlich wieder hoch mussten. Aber alles in allem, eine sehr lohnenswerte Wanderung.
Weniger empfehlenswert sind hingegen die Green Valley Water Falls, die recht offensiv am Straßenrand ausgeschildert werden, weswegen wir uns auch zu einem Besuch hinreissen liessen. 5 € Eintritt kostet der Spaß. Der Weg zu den Wasserfällen ist nett gemacht, man gibt sich hier schon Mühe. Aber er ist kurz und 5 € pro Person aus meiner Sicht nicht wert.
Fazit
Zypern ist auf jeden Fall eine Reise wert. Alles in allem empfanden wir die Insel als recht sauber und gepflegt, die Infrastruktur ist in einem guten Zustand. Das Preisniveau ist der Region angemessen, in den Touristenregionen zahlt man natürlich deutlich mehr als außerhalb dieser.