Langer Name, kurzer Sinn: es handelt sich bei diesem Objektiv um ein Tele-Objektiv mit Makro-Funktion.
Die Vorgeschichte: kurz nachdem ich mir quasi per Spontankauf meine Nikon D40 gekauft habe wurde mir klar, dass ich mit dem Kit-Objektiv (18–55mm) nicht glücklich werden würde. Da ich aber schlauer bin als die Industrie, sollte es ein Allround-Objektiv werden, mit dem ich einen großen Brennweitenbereich abdecken kann. Von solchen Nebensächlichkeiten wie Lichtstärke wollte ich nichts hören, also wurde es ein Sigma 18–200mm F/3.5–5.6. Und was war ich begeistert, kein Objektivwechsel, draufhalten und glücklich sein. Zumal die 200 mm ja für die meisten Anwendungszwecke auch genügen dürften. Dachte ich. Am helllichten Tage hatte ich auch keine Probleme, aber sobald es mal etwas dunkler wurde oder auch nur das Motiv zu viel Licht absorbierte, gingen die Probleme los. Im Weitwinkelbereich war die Lichtstärke ja noch in Ordnung, aber im Telebereich einfach nicht zu gebrauchen. Wenn ich mich gerade nicht ganz täusche, lag die 5.6er Blende schon bei 140 mm Brennweite an. Aber gut, ich will Sigma nicht schlecht machen, das gute Stück hat auch gerade mal 160 € gekostet. Leider hat der Brennweitenring schon nach kurzer Zeit an Festigkeit verloren, nach der Reparatur war er dann zu fest. Sehr schade. Trotzdem musste ich lernen, dass Billigheimer eben leider auch im Bereich der Fotografie Billigheimer sind.
Meine nächste Anschaffung war dann ein Porträt-Makro von Tamron, ein SP AF 60mm F/2 Di II Macro 1:1. Und von dem Ding bin ich nach wie vor begeistert. Sicherlich, 400 Tacken sind kein Schnäppchen, das Ding ist sein Geld aber mehr als nur wert. Die Lichtstärke von F/2 mag einige vielleicht kalt lassen, ich bin aber hin und weg. Die minimale Tiefenschärfe liegt im Macro-Bereich bei wenigen Millimetern, einfach himmlisch. Dank der Festbrennweite muss ich jetzt zwar ein paar Meter mehr laufen, aber jeder Gang macht schlank, also halb so schlimm. Nur kann man einige Szenen mit einer Festbrennweite, insbesondere bei 60 mm, einfach nicht einfangen. Gerade Innenräume oder weitläufige Landschaften sind problematisch, aber auch weit entfernte Objekte bleiben einfach zu weit entfernt.
Aus diesem Grund bin ich nun zum Tamron AF70-300mm F/4–5.6 Di gekommen. Für gerade mal 140 € erhält der Käufer ein wirklich solide verarbeitetes, leichtes, aber leider auch recht lautes und mit einem langsamen Autofokus ausgestattetes Teleobjektiv mit einer Maximalbrennweite von 300 mm. Der Sprung von 200 auf 300 mm macht sich schon bemerkbar, die maximale Lichtstärke bei 200 mm von f/4.8 mag sich jetzt nicht wie ein Kaufanreiz anhören, kann sich aber gerade in kritischen Lichtsituationen bemerkbar machen. Positiv überrascht bin ich von dem kleinen Tiefenschärfebereich, insbesondere im Tele-Makro-Bereich zwischen 180 und 300 mm. Trotz der recht kleinen Maximalblende von f/4.8 bis f/5.6 hat man hier einen Tiefenschärfebereich von wirklich nur wenigen Millimetern.
Jetzt folgen einige Beispielbilder, die ich auch in der vollen Auflösung von 6 MP herunterladbar sein sollten (sofern Posterous hier mitspielt). Aufgrund des starken Windes heute war es echt nicht leicht, gestochen scharfe Bilder insbesondere im Ultratele-Bereich zu produzieren, aber seht selbst.
195 mm, f/4.8, Tele-Makro
Bild 1 195 mm, f/4.8; Bild 2 mit 300 mm, f/5.6 aufgenommen.
195 mm, f/4.8, Tele-Makro. Schön ist hier die Tiefenschärfe zu begutachten. Eigentlich sollte diese auf der Blüte liegen, dank des Winds war es dann aber der Stiel.
300 mm, f/5.6, Tele-Makro. Auch hier kann man den wirklich schönen Tiefenschärfeverlauf des Objektivs sehen. Der Schnuller lag am Gehwegrand um. Nur, dass hier keine Fragen aufkommen ;-).
Ich hätte gern noch mehr Bilder gezeigt, der Großteil ist aufgrund des Windes aber recht unscharf geworden, der Autofokus des Objektivs ist dafür leider einfach zu langsam.
Fazit: ein wirklich schönes Objektiv zu einem äußerst attraktiven Preis, das sogar gleich ein Tele-Makro, wenn auch nur ein 1:2, mitbringt. Gut geeignet um bspw. Insekten zu fotografieren, was mit meinem 60mm häufig nichts wird, weil ich zu nah ran muss. Der Brennweitenbereich von 70 — 300 mm bringt einiges an Flexibilität mit sich, insbesondere wegen der für den Preis recht hohen Lichtstärke. Das geringe Gewicht tut sein übriges, damit man das gute Stück immer bei sich haben kann. Für den gleichen Preis bekommt man diese Linse auch für Bajonettverschlüsse der Hersteller Canon, Sony und Pentax. Tamron hat mich bisher begeistert und auch in Zukunft, werde ich im Zweifelsfalle wohl Tamron den Vorzug vor Sigma geben, sofern Tests nichts vollständig anderes aussagen.