Es sind die Kleinigkeiten, die mich keine Abkehr von der Apple-Plattform finden lassen. Seit Februar 2005 arbeite ich mehr oder minder ausschließlich auf Systemen aus Cupertino. Und ich kann mich noch lebhaft an die spöttischen Kommentare erinnern, als ich mir meinen ersten Mac, ein PowerBook G4, kaufte. Das war kurz vor dem Beginn meines Informatikstudiums. Der Grund war simpel: ich wollte mich nicht mehr mit den Unzulänglichkeiten von Windows rumschlagen, sondern einfach ein zuverlässiges System haben. Erfahrungsberichte im Netz bestätigten mich in meinem Vorhaben, einen Mac zu kaufen.
Jetzt, fast sieben Jahre (die Zeit vergeht …) später, verwende ich nach wie vor einen Mac. Auf das PowerBook, dem ich nach ca. einem Jahr ein 23”-Display von Apple spendierte, folgte eine Kombination aus einem 24”-iMac und einem MacBook. Diese Geräte verkaufte ich dann nahezu zeitgleich, um sie durch einen 27”-iMac zu ersetzen. Auf dessen Nachfolger schreibe ich nun diese Zeilen.
Aber genug des Vorgeplenkels. Wieso ich rund 1.500 € für mein Arbeitsgerät ausgegeben habe, werde ich immer wieder gefragt. Wo man doch einen halbwegs leistungsstarken PC mit einem 27”-Display mit etwas Glück schon für die Hälfte bekommt.
Zum einen ist da auf jeden Fall die Optik zu nennen. Ich suche mir mittlerweile nahezu alles auch über das Design aus. Gefällt mir die Optik eines Gegenstands nicht, kann es technisch noch so toll sein, es wird nicht gekauft. Das schlichte Design des iMacs und die Tatsache, dass ich nur eine Einheit auf meinem Schreibtisch stehen habe, erfreut mich nahezu jeden Tag. Zwischen den Eingabegeräten und dem Computer liegen keine Kabel, nicht mal einen Adapter muss ich in den Rechner stecken, da beide über das integrierte Bluetooth-Modul des Macs angebunden sind. Die aus einem Aluminium-Stück gefräste Tastatur und das minimalistische Touchpad (ja, Windows-Benutzer kaufen sich Mäuse für ihre Notebooks, Mac-Nutzer kaufen sich Touchpads für ihre Arbeitsplatzrechner) machen auf dem Schreibtisch einen äußerst guten und dezenten Eindruck. Von der Verarbeitung will ich nicht mal reden, auf keiner Tastatur habe ich jemals so flüssig und ermüdungsfrei schreiben können wie auf der meines iMacs. Aber auch die Geräuschentwicklung ist ein wichtiger Faktor. Der iMac operiert sehr nah an der Wahrnehmungsgrenze. Es muss wirklich äußerst still in meiner Wohnung sein, damit ich das Gerät überhaupt höre.
Dieser Trend setzt sich bei der Software fort: irgendwie schafft Apple es, dass ich nicht ungeduldig oder gar wütend werde, wenn das System mich mal eine Weile warten lässt, was natürlich auch auf dem Mac von Zeit zu Zeit mal vorkommt. Passiert mir das unter Windows oder auch Linux, werde ich leicht ungehalten. Die meisten für OS X geschriebenen Anwendungen wirken wie aus einem Guss, als ob sie direkt von Apple kämen. Der Grund ist die strikte Einhaltung der GUI-Guidelines, die Apple herausgibt. Gibt’s auch für Windows, nur scheint sie dort niemand zu lesen. Und durch diese konsistenten Benutzerschnittstellen entsteht extrem wenig „Noise“, alle Anwendungen nerven den Benutzer nur dann, wenn es unabdingbar ist.
Die gesamte Oberfläche des Systems ist minimalistisch und nur von wenigen Farben geprägt. Keine bunten, blinkenden Flächen, die den Benutzer vom eigentlichen Zweck des Computers ablenken: der Erfüllung seiner Arbeit. Keine automatischen Neustarts, die sich nicht unterbinden lassen. Keine sprechenden Virenscanner oder Druckertreiber. Keine Update-Orgien, die sich über zwei oder mehr Neustarts hinziehen. Nahezu problemlose Upgrades von einer Betriebssystemversion auf die nächste.
Eine äußerst konsequente Tastaturbelegung, die sich zwar nicht an die „Standards“ hält, aber so logisch ist, dass man sie sich binnen weniger Tage problemlos einprägen kann. Dazu zählt auch die problemlose Eingabemöglichkeit korrekter Anführungszeichen („ und “ anstelle von ” und “) oder von Auslassungszeichen (…). Oder auch die intelligente Löschfunktion, die beim Markieren eines Einzelworts per Doppelklick das nach dem Löschen überflüssige Leerzeichen entfernt. Die seit Lion vorhandene Autokorrektur mag ich nach wie vor ziemlich gern. Sie macht zwar nicht immer alles richtig, verbessert aber mehr als sie „verschlimmbessert“.
Oder die integrierte Datensicherungsfunktion, Time Machine, deren Einrichtungsprozess mitunter nur einige Sekunden benötigt und danach einfach vom Benutzer vergessen werden kann (natürlich nur, sofern der Backupdatenträger permanent am Computer hängt). Die dazu auch noch die Wiederherstellung von Daten aus dem Backup zum Kinderspiel macht.
Auch erwähnenswert ist das mittlerweile fast perfekt funktionierende iCloud, das unter anderem zentrale Datenbestände auf allen Macs und iOS-Geräten verteilt sowie eine Trackingfunktion zur Verfügung stellt, mit deren Hilfe man gestohlene Geräte unter Umständen wieder finden kann. Oder Photostream, in dem automatisch alle aufgenommenen oder importierten Fotos landen, damit man sie auf allen angemeldeten Geräten immer und überall betrachten kann. Leider unterstützen noch nicht alle meine Anwendungen iCloud, aber zumindest die Apple-eigenen Anwendungen machen das problemlos mit. Die integrierte Festplattenverschlüsselungssoftware FileVault, deren Anwendung mittlerweile ebenfalls super simpel ist, ist ebenfalls erwähnenswert und insbesondere für Benutzer mobiler Macs hochgradig interessant.
Und dann gibt es da noch haufenweise wirklich innovative Tools, die einem die Arbeit deutlich erleichtern und zu denen man ähnlich gut funktionierende Pendants unter anderen Betriebssystemen verzweifelt und häufig auch vergeblich sucht. Exemplarisch seien Anwendungen wie Alfred (ein Anwendungsschnellstarter), Pixelmator (eine äußerst potente Bildbearbeitung, die gerade mal 23,99 € kostet), CloudApp (oder für die Dropbox-Fans GrabBox), TextMate (ein Texteditor für Programmierer), ByWord (ein minimaler Markdowneditor, womit diese Zeilen entstehen), Reeder (ein auf Google Reader optimierter RSS-Reader) und DaisyDisk (ein Programm zur Analyse der Festplattenbelegung) genannt.
Für Webentwickler und Administratoren von Linux- und UNIX-Servern hochgradig interessant ist der UNIX-Unterbau von OS X, der dafür sorgt, dass man eine vollständige Bash jederzeit zur Verfügung hat und alle bekannten UNIX-CLI-Tools verwenden kann, ohne sich mit Bastellösungen wie unter Windows behelfen zu müssen. Im Gegensatz zu Linux ist außerdem die Unterstützung kommerzieller Software gewährleistet, die dafür sorgt, dass es Produkte wie das Microsoft Office oder das Adobe-Produkt-Lineup ebenfalls für die Apple-Plattform verfügbar ist. Man bekommt also das beste aus beiden Welten, gepaart mit dem elegantesten und rauschfreiesten User-Interface, das der Markt derzeit zu bieten hat.
Auch wenn Apple mehr und mehr vom professionellen Markt abzurücken scheint, werde ich der Plattform die Treue halten, bis es nicht mehr anders geht. Jeder Versuch, auf einem PC ein Windows oder Linux so herzurichten, dass es mir ansatzweise einen Workflow, wie ich ihn von OS X gewohnt bin, ist bisher kläglich gescheitert. Es fehlen Tools, das Interface ist inkonsistent und nervt mich mit überflüssigen Meldungen. Komfortable Funktionen wie iCloud, Time Machine, Photostream oder FileVault suche ich vergeblich. Wenn eine ähnliche Funktionalität überhaupt irgendwie herzustellen ist, dann nur mit viel Handarbeit.