Sympathie verspielt Apple derzeit mit dem Verhalten rund ums iPhone. Ich persönlich finde das Gerät optisch und, was ich aus Videos ersehen konnte, von der Benutzerführung her wirklich toll, wenn nicht sogar revolutionell. Aber das Geschäftsgebahren von Apple sowie einige fehlende Features trügen das Vergnügen an diesem Stück Hardware massiv.
Ich stelle mir bei folgenden Aspekten des iPhones die Frage, was Apple sich dabei eigentlich gedacht hat:
- Providerbindung: Wieso um alles in der Welt kann man das iPhone nicht über den Apple Store kaufen und wieso verdammt noch mal darf das Gerät in jedem Land nur von einem einzigen Anbieter vertrieben werden? Damit verbaut sich Apple doch selbst einen ziemlich großen Teil der potentiellen Kunden.
- Preisgestaltung: 399,- EUR in Verbindung mit einem Vertrag sind durchaus akzeptabel, berücksichtigt man, dass man für Apple-Geräte nun mal immer einen kleinen Designaufpreis inkauf nehmen muss und das Gerät technisch nun wirklich auf dem aktuellen Stand der Technik ist (bis auf vielleicht die 2 MP-Kamera). Wenn ich dann aber rund 50,- EUR pro Monat für einen Laufzeitvertrag mit einem ziemlich lächerlichen Vorrat an Inklusivminuten und ‑SMS blechen muss, wird mir ganz anders. Hochgerechnet sind das auf einen Vertragszeitraum von 24 Monaten verteilt ca. 1.200 €, die das Gerät zusätzlich (!) kostet, macht also einen Gesamtpreis von 1.600 €. Klar, ich kann von diesem Geld telefonieren, SMS schicken und surfen, aber 100 Freiminuten, 40 Frei-SMS und eine Datenflatrate via EDGE, die gar keine ist… Was soll das? Wen will T‑Online/Apple damit locken? Keinen Menschen, der rechnen kann auf jeden Fall.
- Fehlende Features: Auf der Produktwebsite von Mac OS X wird mit den überragenden Java-Fähigkeiten des Systems geworben. In der Tat, auf einem Mac muss kein JRE installiert werden, um Java-Anwendungen auszuführen. Aber wieso hat das iPhone, was ja nun auch unter Mac OS X läuft, keine Möglichkeit, Java-Anwendungen auszuführen? Und wieso fehlt Flash? Wie viele Websites basieren auf Flash? Wieso kann ich mit der integrierten Kamera trotz mehreren GB Festplattenkapazität keine Videoclips drehen? Apple hat doch einen tollen eigenen Videocodec, es würden ja nicht mal Lizenzgebühren anfallen. Dann das Fehlen einer UMTS-Unterstützung in Europa, einer Region, die mittlerweile ziemlich stark von UMTS durchsetzt ist und somit auf Datentransferraten von 7,2 MBit anstelle von lächerlichen 384 KBit (brutto; EDGE) zurückgreifen kann. Wer bitte möchte denn Songs aus dem iTunes-Store mit sagenhaften 40 kByte pro Sekunde herunterladen? Also ich nicht… Es gibt noch einige weitere Kleinigkeiten, die ich persönlich einfach nicht begreifen will und die die Benutzerführung des iPhone massiv abwerten.
Die Softwaremankos könn(t)en natürlich problemlos von Apple über ein Softwareupdate behoben werden, die Providerbindung, die Preisgestaltung und das Fehlen von UMTS hingegen müssten anderweitig angegangen werden, woran Apple aber offensichtlich kein Interesse hat. Schade eigentlich, würde ich mir das Gerät ansonsten sicherlich zulegen. Aber unter diesen Bedingungen kommt das für mich nicht in Frage. Selbst Schuld, Apple, bin ich sicherlich nicht der einzige, der so denkt.
Und nun meine gut und ernst gemeinte Frage, die sicherlich nicht nur mir, als Apple-Freund, auf der Zunge liegt: Steve, wieso tust du das? Musst du dich an Microsoft orientieren und deine Marktmacht ausnutzen? Ich find’s ja schon ganz schön dreist, die Mobilfunkanbieter zu zwingen, Apple an den Umsätzen zu beteiligen. Apple geht es derzeit sehr gut, wieso solche Maßnahmen? Für mich klingt das nach einer Art Erpressung und Geldmacherei. Schön aber für Frankreich, dass dort die Bindung des Geräts an einen Anbieter per Gesetz unzulässig ist… Wieso darf man das in Deutschland?