Es ist schon ulkig, zu welchen Themen man Glaubenskriege initiieren kann. Ob es nun um Religionen geht, um Autohersteller oder um (irgendein Thema aus dem Bereich) Computer.
Gerade Computer sollten eigentlich ein recht sachliches Thema sein. Immerhin ist Rationalität im Computerbereich oberstes Gebot. Sollte man wenigstens meinen. Wenn man sich die Kommentare eines Artikels von heute bei golem.de durchliest, wird man aber eines besseren belehrt. Mittlerweile, oder vielleicht sogar schon seit langem, ist es sogar so weit, dass sich die Anhänger der verschiedenen Desktop Environments gegenseitig bekriegen. Obwohl deren Diskussion meist deutlich weniger hitzig ausfällt, als es bei “Diskussionen” der Fall ist, in denen Windowsanhänger gegen solche von Linux oder Mac OS “vorgehen” oder in welcher Reihenfolge auch immer. Ich persönlich finde beispielsweise Gnome deutlich schicker als KDE. Selbst in der Version 4 finde ich KDE nach wie vor hässlich und klobig. Vielleicht liegt es daran, dass es mich einfach zu sehr an Windows erinnert. Windows gefällt mir nämlich auch nicht. Wobei man vielleicht hier eine ganz klare Trennung zwischen nicht-gefallen und abstossend-finden vornehmen sollte.
Wenn ich mir die vier “großen” Desktops mal vor Augen halte, dann kann ich diese wie folgt beurteilen:
Windows
Pro: es gibt Unmengen an Software, man ist das UI gewöhnt, man kennt jede Menge Mittel und Wege die alltäglichen Problemchen zu beheben, man hat eine große Auswahl an Spielen
Contra: eine unzählbare Menge an Alltagsproblemen, furchtbar träge, anfällig für Viren, keine brauchbare Konsole, Softwareinstallation und ‑deinstallation ist ein Krampf, Backup von Programmeinstellungen fällt unheimlich schwer aufgrund der Unfähigkeit vieler Entwickler sich an Standards zu halten, Widgets sind manchmal im Weg
Mac OS X
Pro: eine große Menge an hochwertiger, hübscher Shareware existiert, übersichtliches und hübsches UI, keine nennenswerten Ungereimtheiten oder Probleme, keine Virengefahr, sehr schnell, vollwertiges UNIX (samt Shell) im Hintergrund, Installation und Deinstallation von Software mehr als simpel (Symbol in den Anwendungsordner ziehen bzw. Anwendungssymbol in den Papierkorb ziehen), Backup von Anwendungseinstellungen sehr simpel, nativer Umgang mit ISO-Dateien
Contra: kaum Spiele verfügbar, Auswahl an nativ verfügbarer Open-Source-Software recht gering, Widgets nur auf dem Dashboard verfügbar
Linux mit Gnome
Pro: schicker, übersichtlicher, minimalistischer Desktop, wenige, aber gute Anwendungen in nativer Form für den Desktop, Compiz-Effekte für Gnome größtenteils gediegen und nicht aufdringlich, flott, mächtige und übersichtliche Softwareverwaltung, nativer Umgang mit ISO-Dateien
Contra: im Vergleich mit KDE relativ wenige native Anwendungen, veraltete Systemschrift, keine vernünftige Widget-Engine
Linux mit KDE (4)
Pro: wahnsinnig große Auswahl an tollen Programmen, geringe Umgewöhnung für Windows-Benutzer, sehr stabil, Widgets sind unaufdringlich und lassen sich wahlweise komplett in den Hintergrund schalten oder nach vorn holen, tolle und mächtige Softwareverwaltung, nativer Umgang mit ISO-Dateien
Contra: klobig, furchtbar unübersichtliches und unkomfortables Startmenü, relativ träge
Den perfekten Desktop gibt es meiner Meinung nach nicht. Für mich den besten Kompromiss bietet einfach Mac OS X. Diese Zeilen schreibe ich unter Ubuntu 8.04.1, mit schön konfiguriertem Compiz und Gnome 2.22. Und ganz ehrlich, hätte ich kein Mac OS X, wäre dieses System mein System der Wahl…