Rein spaßeshalber wollte ich mal sehen, wie man einen bei mir rumstehenden Rechner mit Intel Celeron 466 MHz, 160 MB RAM und 10 GB Festplatte noch sinnvoll einsetzen kann. Ursprüngliche Versuche, dieses System mit einem Ubuntu in Betrieb zu nehmen scheiterten einfach an der katastrophalen Performance. Auch Xubuntu, ein auf dem recht schlanken Xfce-Desktop aufsetzendes Derivat von Ubuntu, wollte einfach keinen Spaß machen. Auch die Vorgängerversionen 7.04, 6.10 und 6.04 waren einfach zu langsam, obwohl zu diesem Zeitpunkt noch 384 MB RAM in dem Rechner steckten.
Dies hat mich dazu getrieben, bei distrowatch.com mal nach schlanken Distributionen zu suchen, die speziell auf den Einsatz auf älterer Hardware ausgelegt sind. Fündig geworden bin ich bei den Distributionen Puppy Linux und SaxenOS Linux. Beide rühmen sich damit, auch auf älterer Hardware tadellos zu laufen.
Puppy Linux 3.01
Die Installations-CD umfasst gerade mal 99 Megabyte (Download hier von meinem Server, der auf den Downloadseiten verlinkte Server des Projekts ist furchtbar langsam). Die CD ist hauptsächlich als LiveCD gedacht, lässt sich aber über einen mitgebrachten Installer auch problemlos installieren. Zu finden ist dieser Installer im “Startmenü” unter Setup -> Puppy Universal Installer. Alternativ kann man das System aber auch jedes Mal von CD starten und die Benutzer- und Konfigurationsdaten auf einer FAT‑, NTFS‑, oder ext-Partition speichern. Der Start von CD dauert nur unwesentlich länger als von der Festplatte. Die Installation der Distribution ist innerhalb von ca. vier Minuten erledigt gewesen, der Systemstart erfolgte innerhalb von rekordverdächtigen 50 Sekunden. Das unterbietet gerade mal Mac OS X Leopard auf meinem iMac um schlappe fünf Sekunden. Der Benutzer findet sowohl auf der LiveCD als auch im auf Festplatte installierten System alles notwendige für die tägliche Arbeit, also einen Webbrowser (Seamonkey), einen E‑Mail-Client (Seamonkey), eine Textverarbeitung (AbiWord), eine Tabellenkalkulation (Gnumeric), eine Vektorgrafikanwendung (InkScape Light) und noch einiges mehr. Zusätzliche Software lässt sich recht bequem über die Paketverwaltung der Distribution nachinstallieren. Nach der Installation waren auf der rund 9,3 Gigabyte großen Systempartition noch 8,1 GB frei. Also genug Platz für Benutzerdaten aller Art, sofern es sich nicht um Videos handelt Die Netzwerkkonfiguration war in meinem DHCP-LAN binnen weniger Sekunden über den mitgebrachten Assistenten erledigt. Grafikkarte, Bildschirm und Soundkarte wurden ebenfalls tadellos erkannt, benutzt habe ich die Auflösung 1.024*768 bei einer Farbtiefe von 24 Bit. Als Window Manager kommt JWM zum Einsatz.
Fazit: Die Distribution läuft auf meinem Testsystem in sehr angenehmer Geschwindigkeit, trotz des mageren RAM-Ausbaus. Die mitgebrachten Anwendungen starteten sehr schnell, der Bildaufbau war in Ordnung. Wer also einen ähnlich schwachen oder vielleicht noch schwächeren Rechner sein eigen nennt und nix mit dem anzufangen weiß, dem sei diese Distri ans Herz gelegt.
SaxenOS Linux 2.0
Wie der Name schon vermuten lässt, handelt es sich um eine deutsche Distribution, die aus dem Bundesland Sachsen kommt. Der Umfang der Installations-CD ist hier deutlich größer als bei Puppy Linux, nämlich 534 MB. Im Gegensatz zu Puppy Linux wird kein Live-System gestartet sondern direkt die Installationsroutine. Bei Systemen mit weniger als 256 MB RAM sollte anstelle des Standard-Kernels der “lowmem”-Kernel gestartet werden. Dazu muss man einfach beim Start der CD lowmem gefolgt von der Eingabetaste eingeben. Danach wird die Anwendung GParted gestartet, mit der man die Festplatte partitionieren und formatieren kann. Nach diesem Schritt muss die Partition für das System noch per Hand eingegeben werden, bei mir war das hda1. Direkt danach startet die Installation, die dann rund 8 Minuten in Anspruch genommen hat. Im Betrieb zeigte sich diese Distribution deutlich langsamer als Puppy Linux. Auch hier verwendete ich die Auflösung 1.024*768 bei einer Farbtiefe von 24 Bit. Der hier verwendete Window Manager xfce braucht deutlich mehr Leistung als der JWM, auf einem 800 MHz-Rechner mit 256 MB oder mehr RAM lässt sich mit diesem System aber sicherlich flüssig arbeiten. Für mein persönliches Empfinden ist das System aber zu träge, wenn auch es dank Xfce deutlich schicker aussieht als Puppy Linux mit seinem JWM. Die Installation frisst rund 1,7 Gigabyte auf der Festplatte, was vor allem durch die deutlich größere Programmauswahl bedingt ist. So finden sich Open Source-Perlen wie GIMP, XSane, Transmission und Gaim bereits auf der Festplatte, wenn die Installation durchgelaufen ist. Die Installations-ISO-Datei könnt ihr hier downloaden.
Fazit: Auf einem Rechner dieser Leistungsklasse nur bedingt zu empfehlen, Xfce benötigt einfach zu viele Ressourcen. Für geduldigere Menschen sicherlich erträglich, für mich aber einfach zu langsam.
Sollte einer meiner werten Leser noch weitere, schlanke Distributionen kennen, wäre ich für einen entsprechenden Kommentar zu diesem Artikel sehr dankbar