Wie häufig habe ich diesen Satz in meinem Leben schon gehört, wenn ich jemanden von den Vorzügen einer Neuentwicklung überzeugen wollte? Wieso sperren sich so viele Leute gegen Neuentwicklungen? Wovor haben die Angst? Oder, mein zweitplatzierter Favorit: “Wozu brauch ich denn das?”.
Häufig bin ich derjenige, der Menschen in seiner näheren oder auch ferneren Umgebung von Neuentwicklungen überzeugt. So war ich der erste in meinem Freundeskreis mit einem Mac, mit einem Navigationssystem und auch der erste mit einer Spielekonsole. Egal, welche Anschaffung es war, von vielen hörte ich einen der bereits genannten Sätze. Bei den drei Sachen insbesondere den letzten. “Wozu kaufst du denn einen Mac? Die sind doch viel teurer. Und wozu überhaupt Mac OS? Windows funktioniert doch, man braucht doch nix anderes”, oder “Kannst du keine Straßenkarten lesen? Wer braucht schon ein Navi?” oder aber auch “Eine Spielekonsole? Du hast doch einen PC. Außerdem kann man da die Spiele doch nicht (raub)kopieren.”
Ja, mit genau solchen Äußerungen durfte (und darf ich immer noch) mich rumschlagen. Manche Menschen wollen einfach nicht vom Gewöhnten weg, wollen das “Althergebrachte” behalten. Es funktioniert doch, wieso denn sich an was neues wagen? Witzigerweise ist es dann zumeist so, dass gar nicht so lange Zeit später fast alle der Personen, von denen ich genau das habe hören dürfen, eben diese Sachen selbst gekauft haben.
Über ein Phänomen, was Benutzerschnittstellen angeht habe ich mir bereits hier ausgelassen, das möchte ich an dieser Stelle nicht wiederholen. Aber auch hier lautet das Hauptargument: Es funktioniert doch, wieso sollte ich denn was ändern? Tja, meine Antwort lautet dann zumeist: Weil es bestimmt noch besser geht. Das was funktioniert, muss nicht unbedingt auch das Beste sein, kein Prinzip der Welt sollte man jemals als perfekt ansehen. Verbesserungen werden immer, überall und jeden Tag erfunden. Wieso sollte man denn keinen Gebrauch davon machen? Wenn alle Menschen so denken würden, würden wir vermutlich noch mit Rauchzeichen kommunizieren und auf Pferden durch die Prärie reiten. Und nein, ich finde, dass das nicht übertrieben dargestellt ist. Wenn man nur bedenkt, welche Ängste die Menschen vor den “hohen” Geschwindigkeiten der ersten Eisenbahnen und Autos hatten… Eine ähnliche Angst scheinen viele Menschen vor technischen Neuerungen zu haben. Sogar Menschen, die ihren Lebensunterhalt mit der Technik (in diesem Falle also Computern) verdienen, sträuben sich häufig davor, Neuerungen zu akzeptieren und auch zu nutzen. Egal, ob das nun neue Versionen von Redmondschen Betriebssystemen sind oder gänzlich neue Konzepte. Diese Marotte ist leider insbesondere in Deutschland besonders stark vertreten, hier ist man besonders skeptisch dem Neuen gegenüber. Konservativität rules. Vielleicht auch deswegen die vielen BILD-Leser…
Weiter geht es mit den vielen, vielen Trends und Entwicklungen im Web. Erwähnenswert finde ich da aus meiner Sicht insbesondere Twitter und Dropbox, auch wenn diese nicht wirklich brandneu sind, gehören sie dennoch zu einem aktuellen Trend, der sich im Web abzeichnet. Über Twitter sagen aktuell viele das, was vor wenigen Jahren noch über Blogs gesagt wurde: vollkommen nutzlos, sinnbefreit, überflüssig, eine reine Modeerscheinung. Dropbox nenne ich jetzt nur als ein Beispiel für einen generellen Trend: Onlinefestplatten. Man bucht Speicherplatz bei einem Anbieter im Internet. Der Vorteil? Ganz klar, ich kann von jedem (internetversorgten) Ort dieser Welt auf diese Daten zugreifen, ohne dass ich zuhause meinen Rechner laufen lassen muss. So kann ich Datenbestände zwischen mehreren Systemen synchron halten (dafür nutze ich es hauptsächlich), Daten meinen Freunden und Bekannten zur Verfügung stellen und sicherlich noch viele andere tolle Sachen machen, an die ich jetzt gerade nicht denke. Auch hier höre ich aber, genau wie bei Twitter, immer wieder die Frage: “Wozu brauche ich das?” Meine Antwort wäre dann in etwa: “Wozu du Twitter brauchst, kann ich dir auch nicht genau sagen. Eigentlich gar nicht. Es macht einfach Spaß, probier es aus. Wenn es dir nicht gefällt, dann hör wieder auf damit.” Und zu Diensten wie Dropbox würde ich dann etwas in der Art sagen wie: “Es ist einfach praktisch. Ich erspare mir das Senden großer Datenmengen per E‑Mail (wozu E‑Mail auch nie gedacht war) und kann auf Daten plattform- und ortsunabhängig zugreifen. Reicht das?”.
Ich beschäftige mich gerade mit dem GTD-Prinzip, einfach, um meine Zeit besser planen zu können und produktiver zu werden. Ich bin noch in der Lernphase, bin vom Prinzip aber echt begeistert. Auch da höre ich schon wieder von vielen die Unkenrufe, dass der Großteil doch logisch sei, man das ohnehin machen würde, und so weiter und so fort. Aber ich denke, dass ich die Entwicklung eines solchen Systems lieber dem Profi überlasse und nicht mein eigenes Süppchen koche. Auch wenn der Großteil davon vielleicht logisch ist und man da auch ohne ein solches System hätte drauf kommen können. Wird ja alles überbewertet. Natürlich. Aber wie es bei komplexen Systemen nun mal so ist: lässt man eine Komponente weg oder verändert sie auch nur geringfügig, zerbricht das gesamte System.
Mal ganz ehrlich: Wozu brauchen wir Dinge wie Klimaanlagen, Handys, Digitalkameras, Flachbildfernseher, Fernsehbild in HD-Auflösung, 8‑Kanal-Sound, Videospiele, Sportwagen? Es ging doch früher auch ohne. Natürlich braucht man all diese Dinge nicht, aber sie erleichtern/verschönern das Leben doch.