Klingt unmöglich? Ist es aber nicht. In diesem Artikel möchte ich euch einen Weg zeigen, mit dem ihr ein Blog samt eigener Domain und jede Menge E‑Mail-Adressen und zugehörigem Speicher bekommt.
Die Services, die ich hier vorstellen möchte, heißen im Einzelnen:
- Tumblr
- Posterous
- WordPress
- Google Apps Standard
Jeder einzelne dieser Dienste kostet keinen Cent. Nur für eure Domain müsst ihr Geld zahlen. Deswegen, damit der unangenehme Teil erledigt ist, kümmern wir uns darum zuerst.
Eine Domain ohne alles bekommt ihr bspw. bei domainFACTORY. Verschiedene Domainendungen, sog. Top Level Domains, kosten unterschiedlich viel Geld. Bei meiner Kalkulation gehe ich von einer .de-Domain aus, die laut Preisliste 0,55 € monatlich kostet. Der Betrag ist im Voraus zu entrichten und beläuft sich somit auf 6,60 € pro Jahr. Mit der Domain selbst könnt ihr natürlich erst mal nicht so immens viel anstellen. Aber trotzdem ist das der erste Schritt. Diese Domain werden wir später so konfigurieren, dass euer Blog darüber erreichbar sein wird.
Weiter geht’s zum angenehmen, dem kostenlosen Teil.
Zu allererst solltet ihr euch für einen Bloganbieter entscheiden. Auf welchen eure Entscheidung fällt, ist sicherlich teilweise persönliche Präferenz. Wer hier ohne Vorbehalte entscheiden möchte, sollte sich alle drei genauer anschauen. Ich habe mit allen drei schon Erfahrungen machen können. Für meine Anforderungen eignet sich der Dienst Tumblr am Besten. Aber das soll keine Empfehlung für diesen oder gar gegen die anderen Dienste sein. Im Folgenden gehe ich kurz auf die Eigenarten der jeweiligen Dienste ein:
Tumblr
Woher der Name kommt, ist halbwegs eindeutig. Tumblelog, das war wohl der ursprüngliche Einsatzzweck, den der Dienst für sich selbst gesehen hat. Dafür nutze ich ihn auch hauptsächlich. Tumblelogs dienen primär dazu, kleine Schnipsel, über die man im Web gestolpert ist zu veröffentlichen. Bei Tumblr wählt man vor dem Erstellen eines Artikels aus, um welchen Inhaltstyp es sich handeln soll. Zur Wahl stehen Text, Foto, Zitat, Link, Chat, Audio und Video. Je nach gewähltem Inhaltstyp kann man nun einen stinknormalen Fliesstext einbinden, einen Direkt- oder Embed-Link zu einem Video (YouTube, Vimeo, etc.), ein Foto hochladen oder von einer externen URL holen lassen und so weiter und so fort. Jedem medialen Inhaltstyp kann man noch eine Textbeschreibung beifügen. Wer also ein Video wählt, kann nachher nicht nur ein Video in seinem Beitrag darstellen.
Jeder Beitrag kann Tags bekommen, man kann eine Quell-URL angeben, sofern vorhanden, einen Link samt Titel automatisch zu Twitter posten lassen, eine Verknüpfung zu Facebook ist auch möglich. So publiziert Tumblr neue Beiträge in meinem Falle direkt in meinen Twitteraccount und stellt diese auch in meiner Facebook-Timeline dar. Eure Beiträge könnt ihr über die Markup-Sprache Markdown formatieren. Eine komplette Referenz zu Markdown gibt es auf den Seiten seines Erfinders, John Gruber.
Anpassbar ist der Service natürlich auch. So stehen derzeit über 100 Themes, kostenlose und kostenpflichtige zur Verfügung. Die Preise der kostenpflichtigen Themes variieren zwischen 9 und 49 US-$, bleiben also in jedem Falle bezahlbar. Die Auswahl an kostenfreien Themes ist aber so groß, dass man hier nicht unbedingt Geld ausgeben muss. Die meisten Themes lassen sich komfortabel ohne Kenntnisse in HTML und/oder CSS anpassen. Die jeweiligen Möglichkeiten hängen hierbei aber stark vom jeweiligen Theme ab, sodass ich hier keine allgemein gültigen Beispiele geben kann. Wer mag, kann darüber hinaus aber auch direkt das HTML und CSS des Themes bearbeiten.
Neben den eigentlichen dynamischen Blogbeiträgen können sog. Seiten angelegt werden, gut geeignet bspw. für ein Impressum oder eine Kontaktseite. Außerdem kann man seine Leser aktiv einbeziehen, wenn man die Community-Funktionen nutzt. So können Besucher Beiträge beisteuern, Fragen stellen, etc. Zu guter letzt ist es möglich, zusätzliche Autoren zum Blog hinzuzufügen.
Nun zu unserem Anliegen, das Tumblr-Blog unter unserer eigenen Domain verfügbar zu machen. Tumblr bietet dafür eine eigene Hilfeseite an, auf der steht, was zu tun ist. Zusammengefasst müsst ihr einen so genannten A‑Record bei eurem Domainhoster anlegen und diesen auf die IP-Adresse 72.32.231.8 zeigen lassen. Infos zu diesem Thema gibt es domainFACTORY auf der entsprechenden FAQ-Seite. Nachdem ihr bei domainFACTORY (oder eurem jeweiligen Hoster) den Eintrag angelegt habt, müsst ihr den Namen noch in den Einstellungen eures Blogs hinterlegen. Dafür klickt ihr in eurem Dashboard auf Anpassen und dann oben auf Info. Unten setzt ihr den Haken bei Eigene Domain verwenden und tippt darunter euren eigenen Domainnamen ein. Ein Klick auf Speichern+Schliessen übernimmt die Änderungen. Bis euer Blog tatsächlich unter der Domain auftaucht, kann unter Umständen ein halber Tag vergehen. Ein wenig Geduld braucht ihr also.
Tumblr ist auch eine Community, so könnt ihr anderen Tumblr-Blogs folgen und bekommt deren Inhalte in eurem Dashboard eingeblendet. Außerdem könnt ihr Beiträge favorisieren, also ähnlich wie bei Facebook liken. Kommentare werden über Disqus integriert, welches wiederum eine eigene Community mitbringt.
Posterous
Posterous hat sich auf die Flaggen geschrieben, der perfekte Dienst für mobile Blogger zu sein, weil man seine Beiträge einfach per E‑Mail an den Dienst schicken kann. Anfangs fand ich das genial, wer aber seine Beiträge flexibel gestalten möchte, sollte lieber doch den Editor benutzen. Um einen Beitrag per E‑Mail einzureichen genügt es, die E‑Mail-Adresse, von der aus man senden möchte bei Posterous bekannt zu machen. Initial geschieht das, indem man einfach eine E‑Mail an [email protected] schickt. Alles weitere wird dann in einer Antwortmail erklärt. Die Anmeldung könnte also nicht einfacher sein.
Posterous hat keine Beitragstypen, wie das bei Tumblr der Fall ist. Was Posterous allen anderen Diensten voraus hat, sind zwei Dinge:
- Einbindung externer Inhalte in den Post. Wenn ich also mitten in meinen Beitrag einen Link zu einem Vimeo-Video, einem GitHub-Gist oder einem Flickr-Foto einfüge, wird anstelle des Links der Inhalt dargestellt. Wie das urheberrechtlich aussieht, frage ich mich aber immer noch. An E‑Mails angehängt Videos und MP3-Dateien werden im Übrigen mittels Flash-Player (ohne Flash in der Mobilversion für iOS-Geräte) in den Beitrag eingebunden, das Hosting und bei Videos auch die Konvertierung übernimmt Poserous.
- Autoposting. Posterous unterstützt die automatische Publikation eurer Inhalte auf sehr vielen Plattformen. So kann man einstellen, dass nach dem Publizieren eines neuen Beitrags automatisch Einträge bei Social-Media-Diensten wie Facebook, Twitter, Flickr, Tumblr, WordPress und anderen Diensten erstellt werden. Aus Gründen der Suchmaschinenfreundlichkeit rate ich aber dringend davon ab, Blogbeiträge von Posterous bei weiteren Blogplattformen publizieren zu lassen. Duplicate Content ist bei Google und Co. nicht sonderlich beliebt.
Die Formatierung der Beiträge erfolgt wahlweise über den WYSIWYG-Editor oder, wie bei Tumblr, über Markdown. Beide Methoden können mich nicht so recht zufrieden stellen. Ich hoffe, dass Posterous den verwendeten Editor früher oder später austauschen wird da bspw. Copy & Paste nicht vernünftig funktioniert. Posterous bietet 1 GB Speicherplatz an, nach dem Erreichen dieses Limits wird Posterous Kontakt mit euch aufnehmen und fragen, ob ihr mehr braucht.
Derzeit stehen euch bei Posterous insgesamt 36 verschiedene Themes zur Verfügung. Kostenpflichtige Themes direkt bei Posterous gibt es bisher nicht, sind aber angekündigt. Und genau wie Tumblr habt ihr bei Posterous die Möglichkeit, statische Seiten anzulegen.
Auch hier gibt es die Möglichkeit, eine eigene Domain mit eurem Blog zu verknüpfen. Hierzu ist wieder ein A‑Record erforderlich, der auf die IP 66.216.125.32 zeigen muss. In den Einstellungen eures Blogs klickt ihr dann beim Namen auf die Schaltfläche Edit und geb unter Custom Domains euren Domainnamen ein. Auch hier ist wieder ein wenig Geduld gefragt, bis der Eintrag sich im weltweiten DNS-Baum überall eingenistet hat.
Was mir nach wie vor ein wenig sauer aufstösst ist die Geschwindigkeit des Dienstes. Gefühlt reagiert die Plattform deutlich träger als Tumblr dies tut. Dieses Blog hier ist im Übrigen bei Posterous. Von der Kommentarfunktion bin ich ebenfalls nicht begeistert, so lassen sich bspw. keine direkt zugeordneten Antworten auf Kommentare erstellen. Besserung wurde mir auf Anfrage aber zugesichert.
Wer noch ein altes Blog hat, kann im Übrigen mittels des Importers all seine alten Einträge zu Posterous holen. Ziemlich cool und einmalig, soweit ich das beurteilen kann.
In Sachen Communityfunktionen bringt Posterous eine Followerliste mit, außerdem kann man sich täglich die aktuellen Beiträge dieser Blogs per E‑Mail zuschicken lassen.
WordPress
WordPress dürfte die mit Abstand bekannteste und populärste Blog-Software weltweit sein. Was nicht unbedingt ein Qualitätsmerkmal ist. Aber einen großen Vorteil hat man dadurch: die Auswahl an Themes und Plugins ist gigantisch. Aber wie das bei so großen Mengen immer so ist, entspricht die Qualität natürlich nicht immer den höchsten Standards.
Wie Posterous trennt auch WordPress nicht nach Beitragstypen und lässt einen bunt mischen. Dateiuploads erfolgen über die Mediathek und können auch direkt aus der Artikelansicht erfolgen. Das Speicherplatzlimit beträgt 3 GB.
Wie schon gesagt, ist das große Argument für die Nutzung von WordPress die schier unendliche Vielfalt an Themes und Plugins. Der Hosted-Service von WordPress ist recht zügig und das Backend ist komfortabel. Einschränkungen gegenüber einer selbst-gehosteten Installation muss man kaum in Kauf nehmen. Mittlerweile existiert auch die Möglichkeit, Premium-Themes für die gehostete Installation zu kaufen, was bisher eine Einschränkung war. Plugins und Themes lassen sich über das Backend komfortabel installieren und suchen.
Um eure Domain jetzt mit eurem kostenlosen WordPress-Blog zu verknüpfen, ist ein etwas radikaleres Vorgehen nötig als bei Posterous oder Tumblr. Ihr müsst die kompletten Nameserver-Einträge umbiegen. Wie das geht, steht in einem Support-Artikel, in englischer Sprache. Das führt für unser nächstes Vorhaben aber zu Problemen, auf die wir noch eingehen müssen.
Bei WordPress habe ich bisher keine Communityfunktionen entdecken können, was schade ist.
Google Apps Standard Edition
Wenn ihr euch für einen der drei oben erwähnten Services entschieden habt, habt ihr schon mal eine cloud-basierte Website. Aber euch kann niemand E‑Mails an eure Domain schicken. Und das gehört doch zum guten Ton.
Um dies zu erreichen, verwenden wir Google Apps Standard Edition. Die Standard Edition kostet keinen Cent und bietet für maximal 50 Benutzer auf einer Domain 7,5 GB Speicherplatz pro Nutzer an. Damit sollte euer E‑Mail-Volumen für einige Zeit gedeckelt sein. Nebenbei bekommt ihr noch den weltbesten Spam-Filter, durchgehende SSL-Verschlüsselung und Google Docs in seiner vollen Pracht. Ihr müsst euch nur mit eurer Domain registrieren und folgende DNS-Einträge für eure Domain vornehmen:
1 ASPMX.L.GOOGLE.COM5 ALT1.ASPMX.L.GOOGLE.COM5 ALT2.ASPMX.L.GOOGLE.COM10 ASPMX2.GOOGLEMAIL.COM10 ASPMX3.GOOGLEMAIL.COM
Die Zahl kennzeichnet die Priorität des Eintrags. Der Eintragstyp lautet MX.
Außerdem müsst ihr eine geeignete Methode der Domainverifizierung wählen. Da ihr keinen Webspace habt, auf den ihr irgendwelche Dateien hochladen könnt, müsst ihr den CNAME-Weg wählen. Dazu werdet ihr während des Einrichtungsprozesses aufgefordert, der Name ändert sich ständig, weswegen ich ihn hier nicht angebe.
Wenn eure Domain registriert ist, könnt ihr außerdem Subdomains für den Zugriff auf das Webinterface des jeweiligen Dienstes verwenden. Dazu ist ein weiterer CNAME-Eintrag erforderlich, der dann auf ghs.google.com.
(der Punkt am Ende ist wichtig) zeigen muss. Ihr könntet also bspw. mail auf diesen Eintrag zeigen lassen, um bei der Eingabe von mail.domain.tld euer Webmail-Interface aufzurufen.
Ein Hinweis noch zu WordPress: da wir notgedrungen die Nameserver-Einträge umbiegen mussten, müssen die oben genannten Einstellungen bei WordPress und nicht bei bspw. domainFACTORY vorgenommen werden. Einen entsprechenden Support-Artikel stellt WordPress zu diesem Thema bereit.
Fin
Das war es auch schon. Nach vielleicht einer Stunde Arbeit habt ihr eine komplette, leicht anpassbare Website (Blogsysteme lassen sich natürlich nicht nur zum Bloggen verwenden) und einen cloud-basierten kollaborationsfähigen E‑Mail-Dienst für 6,60 € im Jahr. Ihr müsst euch nicht mit Updates rumärgern oder daraus resultierende technische Probleme lösen. Da alle erwähnten Dienste Cloud-Dienste sind, ist auch die Ausfallwahrscheinlichkeit recht gering, wenn auch gerade die Blog-Dienste Posterous und Tumblr in der letzten Zeit immer wieder mal nicht erreichbar waren. Im Regelfall waren diese Probleme aber auch schon nach wenigen Minuten wieder behoben. Und Ausfälle können natürlich auch bei bezahlten Dienstleistungen vorkommen.
5 Antworten zu “Eigene Domain mit Blog und E‑Mail für 6,60 € im Jahr”
Hallo, ich bin dabei einen eigenen Blog einzurichten, aber was ich noch nicht verstanden habe ist, ob ich dann auch eigene Werbung schalten kann und welche technischen Voraussetzungen ich dafür brauche.Danke für die HIlfe!
<div> Wenn du die von mir vorgeschlagene Variante wählst, brauchst du gar keine technischen Voraussetzungen bis auf einen Browser. Und Werbung kannst du schalten, klar. Musst die Werbeblöcke in den Quellcode deines Themes integrieren. </div> <div><div><br></div></div><p style=“color: #A0A0A8;”>Am Mittwoch, 16. November 2011 um 20:59 schrieb Posterous:</p>
…nicht mehr ganz aktuell, da sich bei Google was geändert hat, aber ansonsten sehr detaillierte Beschreibung. Danke für die Mühe. 😉
Danke, Peter, für deinen Kommentar. Was genau hat sich denn bei Google geändert?
Informative Post. Ich werde mit dem Bloggen beginnen. Also ich bin verwirrt, welche Seite besser für Blogging ist.