Mit einer GoPro liebäugelte ich schon eine ganze Weile. Schon eine ganz lange Weile, nur waren mir die Dinger immer zu teuer. 300+ € für eine so kleine Kamera, zu der man dann auch noch ordentlich Zubehör kaufen muss … nein. Als ich dann wegen des Copterkaufs über diverse China-Shops stolperte, rückte der Erwerb einer Actioncam, auch wenn es keine von GoPro ist, in greifbarere Nähe. Bei GearBest gibt es eine erstaunliche Auswahl an Actioncams, zu teilweise unglaublichen Preisen. Es sollte natürlich jedem klar sein, dass man für 35 € mit Versand aus China keine Kamera der Güteklasse einer GoPro bekommt. Dennoch gibt es sicherlich Personen, die mit einer solchen Kamera zufrieden sind.
Hochauflösend und schnell, so sollte die Actioncam sein
Ich wollte eine GoPro eigentlich hauptsächlich für die Montage am oder im Fahrzeug haben. Motorisierte Fahrzeuge bewegen sich in der Regel recht schnell, die Bildrate sollte also entsprechend hoch sein. Eine zu geringe Auflösung macht sich schnell bemerkbar, wenn man das Video auf einem Gerät größer als einem Smartphone abspielen möchte. Full-HD sollte es also schon sein, vollwertig nutzbares 4K bekommt man heutzutage erst für deutlich mehr Geld als das, was ich bereit auszugeben war. Aber wer braucht schon 4K? 😉
Nach einigen Recherchen und dem Kennenlernen vieler toller Blogs, wie el Producente und Metropolitan Monkey, entschied ich mich dann für die Yi des chinesischen Herstellers Xiaomi. Xiaomi scheint so eine Art Apple Chinas zu sein und erfreut sich dort ähnlich großer Beliebtheit. Bei GearBest bekam ich die Kamera für ca. 65 € mit Versand nach Deutschland. Eine MicroSD-Karte hatte ich noch, für den Anfang braucht es auch nicht viel mehr. Einen Saugnapf brauchte ich noch, um die Kamera im Auto anzubringen. Den fand ich auch bei GearBest für weniger als 3 €. Das Thema Zubehör verdient einen gesonderten Artikel, den ich später hier veröffentlichen werde.
Ungefähr zwei Wochen später lag mir dann auch alles vor und die Filmerei konnte beginnen. Recht schnell stellte sich heraus, dass das verbaute Mikrofon für Fahrzeugaufnahmen ungeeignet ist, da es die hohen Pegel, die in einem Fahrzeug entstehen, nicht verkraftet.
Die Kamera erfreut sich nicht nur wegen ihres geringen Preises hoher Beliebtheit, sie ist auch hackbar. So kann man gewisse Bildparameter über entsprechende Scripte modifizieren. Das Mikrofon scheint unveränderbar, mein Problem konnte ich also mit dieser Möglichkeit nicht beheben.
Einige Exemplare neigen außerdem zu einem unscharfen Bild, was wohl mit einer leicht dejustierten Linse zusammenhängt. Außerdem hat man bei eingeschaltetem WLAN mitunter knackende Geräusche in der Tonspur. Beides lässt sich aber mit wenig Aufwand beheben.
Zuletzt sollte nicht unerwähnt bleiben, dass die Yi in ihrer Ausstattung recht spartanisch ist und man sämtliches Zubehör zusätzlich erwerben muss. Bei den Preisen nicht weiter wild, aber dennoch. Außerdem verfügt sie über kein eingebautes Display, man braucht ein Smartphone und die passende App, um zu sehen, was die Kamera sieht.
Besser geht immer
Nachdem ich mit der Yi zwar nicht total unzufrieden, aber auch nicht so richtig befriedigt war, ging die Suche weiter. Der Metropolitan Monkey hat haufenweise Vergleichstests erstellt, darüber verschaffte ich mir ein erstes Bild. In die engere Auswahl kamen die GitUp Git2, die Hawkeye Firefly 6S (eine Herstellerwebsite konnte ich leider nicht finden) und die SJCAM SJ5000X. Nach dem Betrachten dutzender Vergleichsvideos, dem Lesen vieler Forenbeiträge und dem Studieren einiger Tests entschied ich mich dann für die Git2. Bei GearBest schoss ich sie für etwas weniger als 100 € im ProPackage, also mit haufenweise Zubehör. Der Aufpreis zur Yi schmolz drastisch dahin. Die SJ5000X und die Firefly 6S kosten aber in etwa das gleiche mit der gleichen Ausstattung. Gemein ist allen Kameras, dass sie kompatibel mit dem meisten GoPro-Zubehör sind. Bei den Akkus gehen einige Hersteller eigene Wege, aber bei GearBest und AliExpress kosten die Akkus nur wenige Euros. Es schadet nie, mehrere Akkus zu besitzen. Ich besitze für jede Kamera, die ich mein eigen nenne, jeweils drei Akkus. Ausschlaggebend für die Git2 war aber schlussendlich das rundere Gesamtpaket, Bild und Ton empfand ich als am ausgewogensten. Außerdem kann die Git2 als eine der wenigen Actioncams am Markt mit MicroSD-Karten mit einer Kapazität von 128 GB umgehen. Gerade für den Betrieb im Urlaub ein echtes Argument.
Die Git2 verfügt auch über einen Mini-USB-Anschluss, an dem man nicht nur den Akku laden und die Inhalte der Speicherkarte auf den Rechner übertragen kann, man kann an ihr auch ein Mikrofon anschließen, was die Audioqualität drastisch verbessert. Da bin ich bei AliExpress fündig geworden und habe für unter 10 € ein Stereomikrofon mit den perfekten Dimensionen für den Betrieb an einer Actioncam gefunden. Die Tonqualität ist für den Preis sagenhaft, die Außenaufnahmen in meinem Oschersleben-Video sind allesamt mit einer Git2 und diesem Mikrofon entstanden (sofern der Außenton verwendet wurde).
Die Innenaufnahmen habe ich allesamt mit der recht neuen DVR von Xiaomi gemacht. Bei dieser Kamera, die es für ca. 75 € bei GearBest gibt, handelt es sich aber nicht um eine klassische Actioncam, sondern um eine dedizierte Autokamera, die mit dem passenden Zubehör geliefert wird, um sie im Auto zu befestigen. Der Akku ist deutlich kleiner und die Außenmaße sind größer als bei einer Actioncam üblich. Leider kommt die Bildqualität nicht ganz an die einer Git2 ran, der Ton wird außerdem nur mono aufgenommen.
Natürlich stinkt auch eine Git2 nicht gegen eine GoPro HERO4 Black an, sie kostet aber samt großem Zubehörpaket (auf das Thema gehe ich in einem späteren Artikel noch mal dediziert ein) auch nur ein Viertel des Vorbildes. Videos leben von verschiedenen Perspektiven und insbesondere im Motorsport ist es nun mal nicht möglich, Szenen wiederholt aus mehreren Perspektiven zu filmen. Da muss alles in einem Durchlauf passen. Wer mehrere Actioncams braucht, muss sich entscheiden, ob ihm das Plus an Bildqualität den Aufpreis wert ist oder nicht. Bei meinem Kamerabedarf müsste ich ungefähr 3.000 € nur für die GoPros ausgeben, was eindeutig oberhalb meines Budgets liegt. Wer das Geld übrig hat, kann dann aber auch Videos mit der absolut faszinierenden Qualität dieses Videos produzieren, was ich derzeit als Referenz ansehe.
Hey Ulf,
cooler Artikel. Es ist interessant zu sehen, wie die Wahrnehmung sich gleichen. Ich hatte auch eine Xiaomi Yi zum testen. Entgegen der ganzen positiven Bewertungen, war ich ebenfalls nicht wirklich überzeugt von der Actioncam. Klar sollte man bei dem Preis nicht viel erwarten, ich war aber dennoch ein bisschen Enttäuscht. Ich habe mir letzten Endes die SJ5000x gekauft und bin bis jetzt sehr zufrieden. Ich nutze sie oft zum Motorrad fahren und finde die Bildqualität für den Preis absolut in Ordnung.
Vielen Dank für deinen Kommentar, Timo. Wohl wahr, die Kamera ist nicht schlecht, aber nicht das, was ich brauchte. Schön zu sehen, dass ich damit nicht alleine bin. Ich bin mit meinen Git2-Kameras ziemlich zufrieden. Auch hier gibt es das eine oder andere kleine Manko, aber allein schon die Tatsache, dass der Hersteller GitUp in recht kurzen Abständen Firmware-Updates mit haufenweise Verbesserungen und sogar neuen Features veröffentlicht, bringt mich zur Überzeugung, den richtigen Hersteller gewählt zu haben. Xiaomi stellte ja gerade sowohl eine 4K-Yi als auch einen Quadcopter vor, der mit den Phantoms von DJI konkurrieren soll. Ich bin sehr gespannt, ob diese Geräte wieder ähnlich Manko-behaftet sind. Ich habe andere Geräte von Xiaomi und halte eigentlich große Stücke auf den Hersteller, aber bei der Yi wurden einfach zu viele Abstriche gemacht …
Aber nicht zu vergessen: Die gedrehten Videos müssen dann noch geschnitten werden..
Auf dieser Webseite findet ihr Informationen über die Funktionen und die Performance-Verbesserung von ein paar Schneideprogrammen. Außerdem sind die Programme auch übersichtlich in Anfänger/- und Fortgeschrittenen Software unterteilt.
http://video-schneiden.info/
Würde mich echt freuen wenn wer vorbei gucken würde