Man hört und liest es in den jeweiligen Diskussionen immer wieder. Apple sei überteuert, schon bei Erscheinen veraltet, restriktiv und sowieso nur was für Lifestyle-Hippies.
Richtig ist, dass Apple-Geräte teuer sind (ja, liebe Apple-Jünger, auch ich empfinde, obwohl ich so ein Gerät mein Eigen nenne, 699 € für ein Smartphone mit 16 GB Massenspeicher als teuer). Richtig ist auch, dass sie bei Erscheinen nicht in jeder Hinsicht dem letzten Schrei der Technik entsprechen. Richtig ist, dass Apple die Entwickler nicht sehr tief in das Betriebssystem vordringen lässt. Und ja, auch richtig ist, dass viele so ein iPhone als Statussymbol durch die Gegend tragen.
Gerne lautet der Tenor, dass man für die Hälfte, also sagen wir 350 €, ein gleichwertiges Android-Smartphone bekommen kann. Denn die 350 € sind ja nur Apfel-Bonus, bezahlt man nur für die Marke. Mit Stand heute (14.06.2015) könnte man für rund 350 € bspw. ein Sony Xperia Z3 Compact, ein Samsung Galaxy S5 oder ein LG G3 bekommen. Allesamt sicherlich technisch keine schlechten Geräte. Die Datenblätter lesen sich auf jeden Fall gut bis sehr gut.
Beim iPhone 6 weiß ich, dass ich mindestens drei Jahre lang (bald vermutlich sogar noch länger) Updates bekommen werden. Die drei genannten Hersteller von Android-Geräten haben sich in der Vergangenheit nicht gerade als Garant für das Erscheinen von Updates einen Namen gemacht. Da weiß ich es also nicht.
In den meisten Benchmarks schneidet das Apple-Telefon deutlich besser ab. Die Kamera macht, trotz deutlich geringerer Auflösung, bessere, ausgeglichenere Bilder. Ja, die Android-Boliden haben teilweise eine höhere Bildschirmauflösung, die Kamera löst mitunter auch höher auf und in manchen Aspekten ledern sie das iPhone auch in Sachen CPU- und/oder GPU-Performance ab. Aber eben nicht durch die Bank weg. Welches Gesamtbild der persönlichen Präferenz eher entspricht, nun, das muss jeder für sich selbst entscheiden.
Die Restriktivität Apples hat in der Vergangenheit schon häufig dazu geführt, dass Malware, die sich auf Android-Geräten munter verbreitet hat, auf iOS-Geräten keine Chance hatte. Und selbst bekannte Jailbreaker sagen, dass sie heutzutage kaum noch einen Grund für einen Jailbreak sehen. Das Argument stammt also aus der Vergangenheit, da Apple viele, wenn nicht alle, der Schwachpunkte mittlerweile behoben hat.
Apple setzt nicht immer auf den letzten Schrei in Sachen Kamera, Displayauflösung, Anzahl der CPU-Kerne, usw. Das müssen sie aber auch gar nicht. Eine Smartphone-Kamera mit 20 Megapixel ist nach heutigem Stand der Technik nicht nur unnütz, sondern sogar kontraproduktiv. Das kann sich in den kommenden Jahren noch ändern, aktuell sorgt eine zu hohe Pixeldichte auf den Sensoren aber für sehr hohes Bildrauschen, dem die meisten Hersteller mit einem übertriebenen Weichzeichner entgegenwirken. Dann lieber 8 Megapixel mit geringem Rauschen. Also ja, „veraltet“ mögen sie sein, dafür aber ausgereift und nicht nur des Begriffs halber (verkauft sich ja besser) mit neuen Superlativen ausgestattet. Das liegt sicherlich auch daran, dass Apple i.d.R. das technisch versiertere Publikum gar nicht direkt adressiert. Diese ständige Jagd nach neuen Superlativen sorgt aber mitunter auch dafür, dass das Google-Betriebssystem selbst auf Geräten mit vier oder gar acht Kernen nicht vollständig flüssig läuft. Vielfalt ist nicht immer ein Segen.
Als letzten Punkt möchte ich noch mal auf die Verwendbarkeit der Software zurück kommen. Apple-Geräte lassen sich sowohl im geschäftlichen als auch privaten Umfeld sofort einsetzen, ohne viel Zusatzsoftware installieren zu müssen. Ob ich nun iCloud, Gmail, Office 365 oder einen IBM-Domino-Server für meine Mails, Kalender und Kontakte verwende, spielt keine Rolle. Selbst für den Google-eigenen Dienst Gmail benötigt man eine (vorinstallierte) App, wenn man Android-Benutzer ist. Und für jeden anderen der erwähnten Dienste eigentlich auch. Verwendet man nun also einen Gmail-Account, ist Office-365-Kunde und hat noch von der Firma einen Domino-Server vorgesetzt bekommen, verwendet man also drei verschiedene Apps für Mails & Co. Ich selbst empfinde das als anstrengend. Aber auch hier gibt es sicherlich Menschen, die das als positiv ansehen.
Auch, wenn Google seine Update-Strategie gerade verändert, so ist es doch immer ein Glücksspiel, ob das eigene Geräte, selbst wenige Monate nach Erscheinen, ein Update auf die nächste Android-Version bekommt. Und selbst, wenn es angekündigt ist, kann es mitunter mehrere Monate dauern, bis das Update dann geliefert wird. Glaubt man den Gerüchten, soll selbst ein iPhone 4s aus dem Jahre 2011 noch auf das in diesem Jahr erscheinende iOS 9 aktualisierbar sein. Ich wage zu bezweifeln, dass es ein einziges Android-Gerät aus 2011 gibt, das auch nur mit einer ansatzweise aktuellen Android-Version ausgestattet werden kann. Korrekturen bitte in den Kommentaren.
Komplette Gerätebackups auf einem Computer oder in der Cloud abzulegen, ist mit Stock-Android nicht möglich. Manche Hersteller haben dieses Feature nachgerüstet, aber eben längst nicht alle. Außerdem ist nicht sichergestellt, dass ich ein solches Android-Backup von bspw. einem Samsung-Telefon auf ein LG-Telefon wiederhergestellt bekomme. Ein Geräteverlust bedeutet somit auch immer einen kompletten oder fast kompletten Datenverlust. Selbst Microsoft macht das mittlerweile besser.
Ja, Apple ist teuer und nicht immer vollständig auf dem aktuellen Stand der Technik, aber dennoch bleibe ich beim Hersteller aus Cupertino, aus den oben genannten Gründen. Sollte ich jemals wechseln müssen, würde es nach dem derzeitigen Entwicklungsstand aber eher ein Microsoft-Telefon werden, bevor ich mich mit den ganzen Macken der Google-Software rumärgern müssen. Die Hardware, so hip und modern sie sein mag, ist nun mal nicht alles …
2 Antworten zu “Der Mythos um das bessere Preis-/Leistungsverhältnis”
Die Einschätzungen kann ich nicht ganz nachvollziehen. Zum einen ist die Apple/Mac Technik in einigen Fällen wirklich mangelhaft. Zum anderen sind die Preise zum Teil unverschämt. Bei einigen Geräten lassen sich für die gleiche Technik zwischen 300 bis 800 Euro sparen. Wer das Geld hat, soll es gerne ausgeben.
Jedoch stehen die Mehrkosten in keinem Verhältnis zu den 1–2 Stunden die man braucht um seinen Windows PC / Smartphone zu konfigurieren. Mal abgesehen davon, dass man dann auch wesentlich besser über sein eigenes System bescheid weis. Viele Apple/Mac User die ich kenne, haben eher weniger EDV Kentnisse und können zum Teil nicht einmal alleine ein FTP Programm konfigurieren. Die EDV-Grundkentnisse fallen hier immer öfter der sehr guten Usability der Apple/Mac Systeme zu opfer.
Bezüglich des Themas Update, 2011 Android Vergleich. In der Regel bekommen Vertragskunden alle 2 Jahre ein neues Telefon. Was das Argument obsolet macht, da viele Telefone ohnehin keine 3–4 Jahre im Gebrauch sind und somit keine Notwendigkeit besteht, alte Andorid Smartphones auf den neusten Stand zu bringen 🙂
In welchen Fällen ist die Apple-/Mac-Technik mangelhaft? Und zu der genannten Ersparnis hätte ich gerne mal ein Beispiel. Vielleicht ist das wirklich so, aber dann ist es mir bisher einfach nicht gelungen, so was zu finden. Man zahlt mitunter einen Apple-Aufpreis, das ist korrekt. Es gibt aber auch genügend Fälle, in denen Apple-Geräte in ihrer Klasse tatsächlich am günstigsten sind oder waren. Das war nicht oft der Fall, aber beim MacBook Air bspw. eine ganze Zeit lang. Vergleichbare Ultrabooks anderer Hersteller waren locker 100 — 200 € teurer.
Mal ganz ehrlich, lieber Andre, die Konfiguration eines FTP-Clients gehört nun nicht unbedingt zu den grundlegenden Fähigkeiten, die ein Mensch in seinem Leben unbedingt erwerben muss. Wer bitte nutzt heutzutage noch FTP? 😀 Die meisten Menschen brauchen ihren Computer zum Surfen, verfassen von E‑Mails, Musik hören und derlei banale Dinge. Deswegen sollte die Usability, wie du ja schon schriebst, so gut sein, dass das auch jemand machen kann, der nicht mal einen FTP-Client konfigurieren kann (was ohnehin kaum jemand heutzutage machen muss). Ich würde mir ja auch kein Auto kaufen, bei dem ich noch mit der Hand kurbeln muss, um zu verstehen, wie ein Auto funktioniert. Ich will mit dem Ding fahren und es nicht analysieren.
Du hast natürlich Recht damit, dass die meisten Vertragskunden alle zwei Jahre ein neues Telefon bekommen. Aber … 1. brauchen die meisten Nutzer nicht jedes zweite Jahr ein neues Telefon. Die damit einhergehende Umweltverschmutzung sollte man nicht außer Acht lassen. 2. Hat nicht jeder einen Laufzeitvertrag. Ich zum Beispiel kaufe meine Telefone immer „im Laden“ und benutze Prepaid-Karten, da sich mein Nutzungsverhalten doch immer wieder mal ändert und ich flexibel sein möchte. Rund die Hälfte meines privaten Umfeldes macht es so wie ich. Mit der von dir genannten Argumentation befürwortest du das Wegwerfen von hardwareseitig einwandfreien Telefonen, die sicherlich einige Jahre länger ihren Dienst tun könnten, wenn man sie wegen eklatanter Sicherheitslücken eigentlich (!) wegwerfen müsste.