Heute ist der Tag, an dem Microsoft sein mittlerweile fast sieben Jahre (Erscheinungsdatum: September 2001) altes Betriebssystem in Rente schickt. Microsoft zeigt in dem begründenden Artikel sogar Selbstironie und macht sich ein wenig über die Ausgeburt Windows ME lustig. Einfach mal lesen. Entgegen der Hoffnung von Microsoft und dem, was vielleicht die Verkaufszahlen (140 Millionen verkaufte Exemplare) suggerieren mögen, scheint sich der XP-Nachfolger Windows Vista aber nicht durchzusetzen. Intel und Daimler beispielsweise wollen auf einen Umstieg auf Windows Vista zugunsten von Windows XP verzichten. Die Gründe liegen nahe, braucht der Nachfolger doch massiv mehr Ressourcen als sein Vorgänger. Aber das wird nicht der alleinige Grund sein. Das schon jetzt angekündigte Erscheinen von Windows 7, voraussichtlich Anfang 2010, dürfte viele wechselwillige Unternehmen ebenfalls davon abhalten. Und die 64-Bit-Version allein wird es hier auch nicht rausreissen, bringt sie doch derzeit außer dem größeren adressierbaren Speicherbereich rein gar nichts.
Da ich mein Brot mit Computern verdiene, habe natürlich auch ich den einen oder anderen Blick auf Vista geworfen. Gemessen an der langen Entwicklungszeit bin ich irgendwie schon enttäuscht, was aber nicht heissen soll, dass Vista ein schlechtes Betriebssystem ist. Es ist nur leider ein absoluter Hardwarefresser. Ansonsten hat Microsoft (fast) alles richtig gemacht. Es verwendet größtenteils sinnvolle 3D-Effekte (vom Flip3D mal abgesehen, das Ding bringt rein gar nichts), ist stabil, bringt einen riesigen Haufen an Treibern mit und bietet, im Gegensatz zu XP, auch endlich eine verwendbare 64-Bit-Version, mit der es möglich ist, mehr als 4 GB RAM zu adressieren. Für den Heimanwender kann ich aufgrund der bisher gesammelten Erfahrungswerte uneingeschränkt Windows Vista empfehlen, so denn im PC ein Zweikernprozessor steckt, eine DirectX9-fähige Grafikkarte und mindestens 2 GB RAM. Für Geräte mit einer geringeren Ausstattung, wie sie bei Notebooks oder den neuen Geräteklassen Netbooks oder Nettops noch häufiger vorkommt, hingegen ist Vista definitiv die falsche Wahl. Was eigentlich schade ist, läuft doch Vista auf Notebooks deutlich besser als XP, der Akku hält im Allgemeinen deutlich länger als unter XP. Wenigstens dann, wenn die ressourcenfressende Aero-Oberfläche deaktiviert ist oder man gar das Design komplett auf das “klassische “Design”” geändert hat. Ansonsten mampft Vista ganz schön Akkuleistung und Systemperformance. So habe ich gerade erst ein ziemlich günstiges Acer Extensa 5220 für einen Kunden gekauft, dem ich aber Windows XP und kein Windows Vista spendieren werde. 2 GHz Celeron (Singlecore) und 1 GB RAM sowie eine Intel Media Accelerator 3100 sind einfach unterdimensioniert für Windows Vista, XP oder Linux hingegen, letzteres auch mit 3D-Effekten, dürften tadellos laufen. Gut, das Gerät kostet ohne Betriebssystem bei einem großen Onlinehändler auch gerade mal 339,- EUR, viel Leistung darf man einfach nicht erwarten. Aber auch diese Käuferschicht existiert und dürfte von Vista einfach nur gefrustet sein.
Na dann, hoffen wir mal, dass Microsoft vielleicht endlich mal eine neue Codebasis schafft, so wie bei Apple Anfang 2001 mit dem Erscheinen von Mac OS X geschehen, und endlich die ganzen geschwindigkeitsfressenden Altlasten über Board wirft, damit mit Windows 7 endlich mal wieder ein gutes Windows erscheint. Vielleicht sogar ein besseres als Windows XP, das meiner Meinung nach noch immer das beste Windows ist, das jemals erschien. [sic!]