Ende 2015 packte mich das Quadcopter-Fieber. Ich wollte unbedingt eine Drohne, oder besser gesagt, einen Quadcopter haben. Anfangs wusste ich auch nicht so recht um die Unterschiede, aber wenn man sich in entsprechenden Facebook-Gruppen umher treibt, wird man schnell mehr oder weniger sanft mit der Nase drauf gestossen ;-). Eine Drohne scheint demnach mehr das Kriegsgerät zu sein, wohingegen ein Quadcopter eben das ist, wonach der Name auch schon klingt — ein Copter mit vier Rotorblättern.
Jeder fängt mal klein an
Der damalige Platzhirsch, die Phantom 3, kostete aber zu dem Zeitpunkt noch weit über 1.000 €. Eine Summe, die ich einfach nicht auszugeben bereit war. Mein erster Kauf war ein absoluter Einsteigercopter, die X5C‑1 von Syma. Der winzige Copter misst gerade mal 18x18 cm und wiegt um die 100 g. Entsprechend wendig und agil ist er auch, nachteilig ist aber die damit einher gehende Windempfindlichkeit. Ein kleiner Windstoß genügt schon, um den Copter abdriften zu lassen. GPS hat er natürlich nicht an Bord und kann seine Position somit nur schlecht, wenn überhaupt, halten. Die verbaute Kamera nimmt Videos in 720p auf, die Qualität ist aber wenn überhaupt als unterer Durchschnitt zu bezeichnen. Für Einsteiger eignet sich der Copter dennoch sehr gut, da er einfach zu bedienen ist und es einfach Spaß macht, mit dem Gerät zu fliegen. Nur eben vom aufgenommenen Material, sei es Video oder Foto, sollte man nicht all zu viel erwarten. Die Flugzeit liegt bei etwa 10 Minuten.
Gekauft habe ich den Copter im Übrigen bei GearBest, wo ich den Copter für ca. 55 € erwarb. GearBeste ist ein Händler à la Amazon, aber mit Sitz in Fernost. Die Preise dort sind größtenteils der Hammer, ich habe seit dieser Bestellung einige weitere Dinge dort bestellt und bin im Großen und Ganzen sehr zufrieden. Manchmal dauert die Lieferung eine Weile, also mehrere Wochen, aber dafür spart man eben doch einiges an Geld. Bezahlen kann man mit PayPal und diversen Kreditkarten.
Größe ist doch nicht ganz unwichtig
Nachdem ich nun angefixt war, las ich mich durch viele Copter-bezogene Blogs und schaute mir viele, viele YouTube-Videos an. Besonders viel Zeit verbrachte ich bei Quadcopter 101. Ich weiß nicht, ob der Mann sein Geld damit verdient, aber er testet echt viele Quadcopter. Er modifiziert sie, lässt sie gegen andere Modelle antreten und scheint wirklich jedes neue Modell zu bekommen. Da kann man echt viel Zeit verbringen.
Resultat meiner Recherche war der Kauf des MJX X101. Dieser Copter ist schon fast so groß wie die eingangs erwähnte Phantom 3 von DJI. Das Gerät wiegt ca. 420 Gramm und liegt damit schon deutlich stabiler in der Luft. Im Auslieferungszustand fehlt die Kamera, ich entschied mich für die C4008 des Herstellers, die auch FPV, also First Person View, unterstützt. Dafür implementiert sie einen WLAN-Access-Point, mit dem man sich über sein Smartphone verbindet. Über die App des Herstellers kann man dann sehen, was die Kamera gerade sieht. Die Qualität ist aber eher mittelmäßig. Trotzdem, nett. Die Kombination hat mich unter 100 € gekostet. Gekauft habe ich diesen Copter aber nicht bei GearBest, sondern bei meiner zweiten Entdeckung zu der Zeit, AliExpress. AliExpress ist eher ein eBay-Klon, hier verkaufen viele Händler ihre Waren über ein großes Portal, das sich um die Zahlung und die Kundenkommunikation kümmert. Auch hier habe ich seitdem viele Kleinigkeiten bestellt. Abhängig vom Händler dauern hier die Lieferungen zwischen ungefähr einer Woche und zwei Monaten.
Der Copter liegt, wie schon erwähnt, deutlich schwerer in der Luft. Die C4008 lässt sich variabel ausrichten, aber leider nicht während des Fluges. Die Bild- und Videoqualität ist leider nicht deutlich besser als es bei der Syma der Fall war. Dennoch bekommt man hier für unter 100 € ein beachtliches Paket, das auch für Einsteiger geeignet ist. Ein Problem bei diesem Modell sind wohl so genannte Fly-Aways. Verliert der Copter die Verbindung zur Fernbedienung, fliegt er einfach in die vorgegebene Richtung weiter. Die Syma geht dann zu Boden, was im Zweifelsfalle das sicherere Verhalten ist. Die Flugzeit beträgt hier etwa 7 Minuten.
Der X101 verfügt über einen kleinen Gimbal, der das Videobild wenigstens rudimentär stabilisieren kann. Bastler haben es außerdem geschafft, GoPro-ähnliche Actioncams unter dem Copter zu montieren und damit die Videoqualität deutlich zu steigern.
Wer billige Quadcopter kauft, kauft drei Mal
Ganz so schlimm war es dann auch nicht. Mir war ja von vornherein bewusst, dass ich mit den kleinen Coptern erst mal nur ausprobieren wollte, ob mir das überhaupt Spaß macht. Schlußendlich habe ich es außerdem geschafft, beide Copter und das zwischenzeitlich erworbene Zubehör wie zum Beispiel zusätzliche Akkus, um die Flugzeit zu steigern, fast ohne Wertverlust zu verkaufen. Da die Sachen in Fernost deutlich günstiger sind, kann man sie in Deutschland fast zum Einkaufspreis weiterverkaufen. Alles in allem haben mich diese Experimente vielleicht 30 € gekostet, also wirklich zu vernachlässigen.
DJI feiert 10jähriges Jubiläum. Und bringt die Phantom 3 Standard auf den Markt. Das in Kombination ermöglicht den Einstieg in die Welt der semiprofessionellen Kameracopter für 599 €. Immer noch eine Menge Holz, aber absolut angemessen für das, was man da bekommt. Die Verarbeitung ist deutlich besser als die der Syma oder auch der XJM, was aber zu erwarten war. Die Kinnlade fällt aber spätestens dann zu Boden, wenn man die Video- und Fotoqualität sieht. Dazwischen liegen Welten. Dank verbautem GPS hält der Copter außerdem seine Position äußerst stabil und fliegt nicht davon, wenn der Wind kommt. Der verbaute Gimbal ist außerdem so effizient, dass selbst bei schnellerem Flug oder stärkerem Wind kein Verwackeln des Videos sichtbar ist. Die Flugzeit des Modells liegt bei ungefähr 25 Minuten, also deutlich über dem, was die billigen Modelle zu leisten vermögen.
Fast zum Abschluss möchte ich auch hier noch ein unbearbeitetes Video zeigen, das so direkt aus dem Copter gepurzelt ist.
Und nun wirklich zum Abschluss eine Zeitrafferaufnahme (30x) des Sonnenuntergangs von gestern. Der Zeitraffereffekt wurde nachträglich mit iMovie erstellt. Man kann hier wirklich gut erkennen, wie stabil der Copter und der Luft liegt. Einen kurzen Absacker gab es, als aufgrund von Interferenzen die Verbindung zwischen Fernbedienung und Copter getrennt wurde.
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